Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 1023 vom 23.04.1999, Kategorie Kolumne
Neue Schachbücher bei Olms
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Bei der Edition Olms, Hagentorwall 7. D-311134, ist in der Reihe Praxisschach,
Bd 34, folgender Kursus zum Selbstunterricht erschienen: John Nunn : "Schachgeheimnisse"
ISBN 3-283-00352-1, kartoniert; 176 Seiten, mit zahlreichen Diagramme, 1998, ATS 254,-,
erschienen. Der Unterrichtsstoff, der sich wie folgt gliedert:
1) Am Brett
2) Die Eröffnung
3) Das Mittelspiel
4) das Endspiel
5) Gebrauch des Computers
hilft dem Leser sein Spiel effektiver zu entwickeln. |
Der Autor, der seine Kompetenz auch als Chefkommentator von Schach-Aktiv
13 Jahre lang unter Beweis gestellt hat (das nachfolgende Beispiel finden Sie auch in Heft
3/83/P35), zählt nicht umsonst zu den weltweit führenden Schachautoren. Es gelingt ihm
auf unnachahmliche Weise, das vorhandene Talent zu fördern und immer wieder Fallen und
Fehler aufzudecken. Der Inhalt konzentriert sich auf Aspekte und Probleme des
Schachspiels, die in der Literatur bisher kaum bis gar nicht bekannt wurden. John
Nunn gehört seit nahezu 20 Jahren zu den führenden Großmeistern. Mehrere seiner
Werke erhielten von der British Chess Federation die Auszeichnung "Book of the
Year".
Wichtig für all diejenigen, die sich schon immer ein Repertoire aufbauen wollten, in
der Praxis aber daran gescheitert waren! Sehr empfehlenswert.
Bezüglich weiterer lesenswerter Neuer-scheinungen dieser Serie verweisen wir auf die
Buchbesprechungen in unserer Homepage: unter der Rubrik
"Links & Hints"
Ein Beispiel aus dem besprochenen Werk:
Entscheidungen treffen
Kapitel 1 "Am Brett" beschäftigt sich im Unterkapitel "Entscheidungen
treffen" mit dem sogenannten Analysebaum, auf den wir aus Platzmangel hier nicht
weiter eingehen können. Es darf jedoch vorausgesetzt werden, daß der Schachspieler Zug
um Zug gezwungen ist, Entscheidungen zu treffen. In meiner Partie gegen Kuligowski
(Hochofenturnier 83 siehe Schach-Aktiv, P35/Heft 3/83) hatte mein Gegner
gerade 19. Tg1g5 gespielt. Der Textzug parierte meine Drohung 19. ... Sd3+, gefolgt
von 20. ... Sc5+, da Weiß nach dem Abzugsschach nun auf f5 nehmen konnte. Darüberhinaus
ist 20. Txf5 gxf5 21. Tg1 eine ernste Drohung. Mein erster Gedanke war das an die
Sicherheit denkende 19. ... e6, aber nach 20. hxg6 fxg6 21. Tdg1 ist die Stellung unklar,
und so hielt ich nach Alternativen Ausschau. Plötzlich bemerkte ich eine taktische Idee.
Nach 19. ... Lh6 ist 20. Txf5 die naheliegende Erwiderung, aber ich fragte mich, ob eine
Kombination von ... Lxe3 und ... Sxa2+ zum Matt führen könnte. Nach einigem Nachdenken
erkannte ich, daß 20. ... Sxa2+! 21. Sxa2 (21. Lxa2 Lxe3) 21. ... Dxb3 22. Lxh6 Dxa2 für
Schwarz gewinnt und folgerte, daß Weiß nach 19. ...Lh6 auf g5 die Qualität opfern
müßte. Die entstehende Position schien Schwarz einigen Vorteil einzuräumen.
Die Partie verlief folgendermaßen: 19. ... Lh6! 20. Tdg1 Lxg5 21. Txg5 e6 22. hxg6
fxg6 23. h5?!. Nach 23. Dg2 Tf6 24. h5 hätte Weiß bessere Chancen auf Gegenspiel,
obwohl Schwarz nach 24. ... Sc2 klaren Vorteil behält.
23. ... Tb7 24. Dg2 Tg7 25. h6 Tb7 26. Txf5 exf5 27. Dxg6+ Kh8 28. Dg2. Nach 28.
Lg5 verteidigt sich Schwarz durch 28. ... Dxd4.
28. ... f4 29. Lg1 Tg8 und Weiß gab auf.
Trotzdem hätte ich nach Erkennen der Möglichkeit ... Sxa2+ in der Variante mit ...
Lh6 nachdenken sollen, ob meine Liste von Kandidatenzügen dadurch beeinflußt wird. Der
springende Punkt ist, daß das Nehmen auf a2 möglich wird, sobald die Dame nicht mehr b2
bewacht, und so springt einem in der obigen Diagrammstellung der Zug 19. ... Lc2
ins Auge.
Weiß ist nun völlig hilflos, z.B.:
1) 20. Sxd5 20. ... Sxa2+ 21. Kxc2 Dxb3+ 22. Kb1 Tb7 23. hxg6 f5 gewinnt.
2) 20. Tdg1 Sxa2+ 21. Sxa2 Dxb3 22. Dxc2 Dxa2 ist auch entscheidend.
3) 20. hxg6 Sxa2+ 21. Kxc2 (21. Sxa2 Lxb3) 21. ... Dxb3+ 22. Kd3 Sxc3 23.
bxc3 Dc4+ 24. Kc2 Da2+ 25. Kd3 Tb2 gewinnt die Dame.
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