Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 7116 vom 17.08.2018, Kategorie Kolumne

Zweite GM-Norm für IM Robert Kreisl!

Erfreuliche Nachrichten aus dem Norden! Beim starken Open in Riga (Lettland) vom 6. bis 12. August gelang IM Robert Kreisl seine zweite Großmeisternorm! Dabei landete er auf dem ausgezeichneten elften Platz! Unser zweiter Vertreter GM Valentin Dragnev spielte entsprechend seiner Erwartung und erreichte den 32. Platz. Wir bieten zwei Erfolgspartien der beiden Österreicher, wo der Bauernzug d4-d5 eine entscheidende Rolle spielt.

Endstand nach 9 Runden:

1.GM Robert Hovannisyan 7,5 Punkte.
2.GM Manuel Petrosyan 7,5.
3.GM Alexandr Predke 7.
4.GM Igor Kovalenko 7.
5.GM Rasmus Svane 7.
6.GM Andrey Esipenko 7.
7.IM Tomas Laurusas 7.
8.IM Meilis Annaberdiev 7.
9.IM Sergei Lobanov 7.
10.GM Nikita Meshkovs 6,5.
11.IM Robert Kresil 6,5.
.....
32.GM Valentin Dragnev 6.

Kreisl (2404) – Kaczur (2482)

1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Le7 4.cxd5 exd5 5.Lf4 c6 6.e3 6.Dc2 wird auch gespielt, mit der Idee Lc8–f5 zu verhindern.

6...Lf5 7.Sge2 Sf6 8.Sg3 Lg6 9.h4 h5 10.Ld3 Lxd3 11.Dxd3 g6 12.f3 Neuerung. Üblich ist sofort 12.0–0–0.

12...Sbd7 13.0–0–0 Da5 14.Kb1 0–0 15.e4 dxe4 16.Sgxe4 Tad8 Interessant ist 16...Sd5 17.Sxd5 cxd5 18.Sc3 Lb4 und nach 19.Se2 Tfe8 wird 20.g4 sofort mit 20...hxg4 21.fxg4 Da6! erwidert.

17.Dc2 17.g4!? rechtfertigt zumindest den Zug 12.f3, führt aber zu wilden Komplikationen.

17...Tfe8 18.Lg5 b5?

Diagramm

Richtig war 18...Sd5 mit einer ausgeglichenen Stellung.

19.d5! Weiß trennt sich bequem vom Isolani-Bauern und übernimmt die Initiative.

19...cxd5 In allen Varianten zeigt sich das Schwarz keine Zeit für 19...b4 hat: 20.Lxf6 (oder einfach: 20.d6 Sxe4 21.Sxe4 Lxg5 22.hxg5) 20...Sxf6 (20...Lxf6 21.dxc6 bxc3 22.Txd7 Le5 23.Thd1 cxb2 (23...Tb8 24.T1d5 Dxd5 25.Txd5 Txb2+ 26.Dxb2 cxb2 27.Txe5 Txe5 28.c7 Te8 29.Sf6+) 24.Sg5) 21.Sxf6+ Lxf6 22.Se4.

20.Sxd5 Sxd5 21.Txd5 Tc8 22.De2 Sc5?? Verliert auf der Stelle. Praktische Chancen bot noch 22...Sb6: 23.Txb5 (23.Dxb5 Dxb5 24.Txb5 f5 25.Sf6+ Lxf6 26.Lxf6) 23...Da6 24.Te1 Sc4 25.Te5 Lxg5 26.Txe8+ Txe8 27.hxg5 Tb8 (27...Td8 28.b3 Da5) 28.b3 Db5 29.f4 Sa3+ 30.Ka1 Db4.

23.Txc5! Einfach! Aber nicht 23.Sxc5? Lxc5.

23...Lxc5 24.Sf6+ Kh8 24...Kf8 25.Lh6 matt.

25.Sxe8 Ld4 26.De7 Kg8 27.Sf6+ Lxf6 Auf 27...Kg7 könnte 28.Td1 folgen.

28.Dxf6 Da4 29.Lh6 Dc2+ 30.Ka1 1–0


Dragnev (2509) – Hansen (2387)

1.Sf3 Sf6 2.d4 e6 3.e3 c5 4.Ld3 b6 5.0–0 Lb7 6.c4 Le7 7.Sc3 0–0 Bekanntlich führt das zu schlechteren Stellungen für Schwarz. Üblich ist 7...cxd4 8.exd4 d5.

8.d5! exd5 9.cxd5 d6 Nach 9...Sxd5 10.Sxd5 Lxd5 11.Lxh7+ Kxh7 12.Dxd5 Sc6 13.e4 Dc7 14.Td1 hätte Weiß angenehmen Vorteil.

10.e4 La6 10...a6 11.a4 Sbd7 wäre eine Alternative.

11.Lxa6 Sxa6 12.Te1 Das voreilige 12.e5 gibt dem Schwarzen nur die Chance auszugleichen: 12...dxe5 13.Sxe5 Sb4 14.Df3 (14.Db3 Ld6 15.Sc4 Db8 16.g3 Le5 17.Sxe5 Dxe5 18.Lf4 Df5 19.Tad1 Tfe8) 14...Sc2 15.Sc6 Sd4 16.Dg3 Se4 17.Dd3 (17.Sxe4?? Se2+) 17...Sxc6 18.Dxe4 Sd4 19.Lf4 Ld6.

12...Sd7 13.Lf4 Sc7 14.Dd3 Eine hübsche kurze Partie meisterte der Wiener Markus Bawart: 14.Da4!? a6 15.Dc6 Sb5 16.Sxb5 Tc8 17.Sa7!! Txc6 18.Sxc6 De8 19.e5 dxe5 20.Lxe5 f6 21.Lg3 Se5 22.Sfxe5 fxe5 23.Txe5, 1-0, Bawart (2399) - Vlcek (2286), Österreich 2010.

14...a6 15.Tad1 Se8 15...f6 ist die einzige Möglichkeit um e4–e5 zu verhindern.

16.e5 dxe5 16...Sxe5 wäre präziser: 17.Lxe5 dxe5 18.Sxe5 Ld6 19.Sc6 Dc7 20.g3 Sf6 21.a4 mit Vorteil für Weiß.

17.d6! Wichtiger Zwischenzug. Weiß opfert den d-Bauern für die Linie!

17...Lxd6 17...Sxd6 ist wegen 18.Sxe5 Sxe5 19.Lxe5 Se8 20.Sd5 schlecht.

18.Lxe5 Sxe5 19.Sxe5 Dh4 Auf 19...b5 folgt 20.Dd5 (20.Se4 c4 21.Dh3 Lxe5 22.Txd8 Txd8 23.Sg5 Sf6 24.Se6 Td3 25.g3 Lxg3 26.hxg3 fxe6 27.Dxe6+ Kh8 28.Dxa6 Td5 29.a4 bxa4 30.Dxa4 Td2 und Schwarz hat einige Remischancen.) und nach 20...Tc8 21.Se4 Le7 22.Dxd8 Lxd8 23.Sd7 gewinnt Weiß die Qualität.

20.g3 Dh3 20...Dh5? 21.Sd7.

21.Df3 21.Sc6 war vielleicht stärker: 21...Tc8 (21...Kh8 22.Txe8 Taxe8 23.Dxd6) 22.Dd5 Sf6 23.Dxd6 Sg4 24.Se7+ Kh8 25.Df4 Tce8 26.Scd5 Dxh2+ 27.Kf1 Dh3+ 28.Ke2 Sf6 29.Kd2.

21...Tc8? Mehr Widerstand könnte 21...Ta7 leisten: 22.Sd5 (22.Sc6 Tc7 23.Sd5 Txc6 24.Se7+ Lxe7 25.Dxc6 Dg4 26.h3 Dh5 27.Td2 Dg5 28.Td5 Df6 29.Dd7 Df3 30.Td3) 22...Lxe5 23.Txe5 Kh8 24.Tde1 Dc8 25.Sxb6 Db8 26.Dc6 Sf6 27.Txc5 mit einem Mehrbauern für Weiß.

22.Sd5 22.Sc4!? scheint auch zielführend zu sein: 22...Lc7 23.Sd5 Td8 24.Txe8 Tfxe8 25.Sxc7 Txd1+ 26.Dxd1 Tf8 27.Sxb6.

22...b5 23.Sc6! 23.Sb6 Tc7.

23...Kh8 23...Txc6 24.Se7+ Lxe7 25.Dxc6 Dg4 26.h3 und Weiß gewinnt zumindest eine Figur mit klarem Übergewicht.

24.Sb6 Tc7 25.Dd5 Tb7 25...Dh6! war die letzte praktische Chance: 26.Sb8 (26.Txe8 Txe8 27.Dxd6 Txc6) 26...Tg8 27.Sxa6 Ta7 28.Sxc5 Lxg3 29.hxg3 Dxb6 30.Sd7 Dc7 31.Dxf7 Sf6 32.Te7 Sxd7 33.Texd7 Dc2 34.Txa7 Dxd1+ 35.Kg2 De2 36.Te7 Dc2 (36...Dxb2 37.Te8) 37.a3 und Weiß sollte langsam gewinnen.

26.Sd8 Tb8?? 27.Sxf7+ 1–0

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog