Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 7096 vom 06.07.2018, Kategorie Kolumne
Partienachlese zum Mitropacup
Als Nachlese zum Mitropacup 2018 bieten wir heute zwei spannende und erfolgreiche Partien des Wieners IM Valentin Dragnev. Wie angekündigt, wird dem 19-jährigen Nationalspieler demnächst beim FIDE-Kongress der Großmeistertitel verliehen.
IM Dragnev (2485) - GM Repka (2534)
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 d5 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le6 Seltene Fortsetzung. Die gängigen Varianten sind: 5...Le7, 5...c6 bzw. 5...Sbd7.
6.e3 Sbd7 7.Ld3 Ld6 7...Le7 wäre eine Alternative.
8.Sge2 Interessant war 8.Dc2 h6 9.Lf4 Lxf4 10.exf4 nebst Sg1–f3 mit einem schönen Vorposten für den Springer auf e5.
8...0–0 9.Sf4 Auch hier kam 9.Dc2 h6 10.Lf4 in Betracht. Aber nicht 9.0–0? wegen 9...Lxh2+ 10.Kxh2 Sg4+ 11.Kg1 Dxg5.
9...c5 10.dxc5 Schwarz hätte nach 10.Sfxd5 Lxd5 11.Sxd5 cxd4 12.0–0 h6 13.Lxf6 Sxf6 14.Sxf6+ Dxf6 15.exd4 Tad8 leichtes Spiel. Auf 10.0–0 könnte 10...c4 11.Le2 (11.Lc2!?) 11...h6 12.Sxe6 fxe6 13.Lh4 Dc7 14.f4 Tab8 mit dynamischem Gleichgewicht, folgen.
10...Sxc5 11.0–0 11.Lc2!?
11...h6 12.Lh4 Schwarz hätte nach 12.Lxf6 Dxf6 13.Sfxd5 Lxd5 14.Sxd5 Dxb2 keine Probleme.
12...Tc8 Eine andere Idee war das Vereinfachen mittels 12...g5 13.Sxe6 fxe6 14.Lg3 Lxg3 15.hxg3 Tc8.
13.Tc1 Nun geht 13.Sfxd5: 13...g5 14.Sxf6+ Dxf6 15.Lg3 Lxg3 16.fxg3 (16.hxg3?? Tfd8) 16...De5 17.Lc2 Dxe3+ 18.Kh1 Tcd8 19.Dh5 Kg7 20.Tae1 Dd4 21.Se4 Sxe4 22.Txe4 Dd5 mit Ausgleich. (22...Dxb2?? 23.Txe6).
13...Le5 14.Lb1 Lxf4? Die falsche Entscheidung. Vorzuziehen war 14...g5 15.Sxe6 fxe6 16.Lg3 Lxg3 17.hxg3 Db6 und Schwarz hält die Balance, aber die Schwächen im eigenen Lager bleiben nachhaltig.
15.exf4 d4 Das kleinere Übel wäre: 15...Sce4!? 16.Lxe4 dxe4 17.Sxe4 (17.Te1 Lf5 18.h3) 17...Dxd1 18.Sxf6+ gxf6 19.Tcxd1 Kg7 20.Td3 Kg6 21.Tg3+ Kf5 22.h3 und das Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern bietet immer Remischancen an.
16.Sb5 Db6 16...d3 funktioniert wegen 17.Sxa7! Tc7 18.Sb5 Tc6 19.Lxf6 Dxf6 20.Sa7 Tc7 21.b4 Sa6 22.Txc7 Sxc7 23.Dxd3 nicht.
17.Sxd4 17.Lxf6 wäre eine gleichwertige Option: 17...Dxb5 (17...gxf6 18.Sxd4 Tfd8 wie in der Partie.) 18.Lxd4 Tfd8 19.f5 Lc4 20.Dg4 Txd4 21.Dxd4 Lxf1 22.Txf1 mit einem Bauern mehr für Weiß.
17...Tfd8 18.Lxf6 gxf6
19.Dc2!! Entschlossen und stark gespielt! Weiß hatte auch die ruhige Fortsetzung: 19.f5 Ld5 20.Dg4+ (20.Tc2 Kh7 21.Td2 Se4 22.Lxe4 Lxe4 23.Te1) 20...Kh7 21.g3 Se4 22.Txc8 Txc8 23.Se6 Tg8 24.Df4 fxe6 25.fxe6 Dxe6 26.f3 f5 27.fxe4 fxe4 28.Df5+ Tg6 29.Dxe6 Txe6 30.Tf4 Kg7 31.Kf2 mit einem besseren Endspiel für Weiß.
19...Txd4 20.Dh7+ Kf8 21.f5! 21.Dxh6+ gewinnt die Figur zurück: 21...Ke7 (21...Kg8 22.Lh7+ Kh8 23.f5) 22.f5 Se4 (22...Ld5?? 23.De3+ Te4 24.Lxe4 Lxe4 25.f3) 23.fxe6 (23.Lxe4 Txc1 24.Dxc1 Txe4 25.fxe6 Txe6) 23...Txc1 24.Dxc1 fxe6 25.Dh6 mit klarem Vorteil für Weiß.
21...Ld7 22.Tfe1 Tg4 23.Dh8+? Das schenkt ein wichtiges Tempo her. Stark war 23.Tc3! Se4 24.Lxe4 Txc3 25.bxc3 mit Angriff und einem Mehrbauern.
23...Tg8 24.Dxh6+ Tg7 25.Dh8+ Tg8 26.Dh6+ Tg7 27.Tc4? Eine Ungenauigkeit die den Sieg gefährdet. Besser war 27.Tc3 Te8 (27...Da5 28.Dh8+ Tg8 29.Dxf6) 28.Txe8+ Lxe8 29.Tg3 Dxb2 30.Dxg7+ Ke7 31.Te3+ Kd7 32.Ld3.
27...Te8 28.Dh8+ Tg8 29.Dh6+ Tg7 30.Tec1 Nach 30.Txe8+ Lxe8 31.Tg4 Dxb2 gerät Weiß, wegen der Schwäche der ersten Reihe, plötzlich in Schwierigkeiten!
30...Dxb2 31.h3 Tc8? Das verliert. Notwendig war 31...Se6 32.fxe6 Lxe6 33.T4c3 Kg8 34.Dxf6 Dd2 mit praktischen Chancen.
32.Tg4 Se6 33.Txc8+ Lxc8 34.fxe6 Dxb1+ 35.Kh2 Lxe6 35...Dh7 scheitert an 36.Dxg7+ Dxg7 37.e7+!
36.Txg7 Dxa2 37.Dxf6 Dc2 38.Tg5 Dc7+ 39.f4 a5 40.Te5! Es droht f4–f5 wonach Schwarz forciert Material verliert. 1–0
IM Dragnev (2485) - IM Tomazini (2415)
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 0–0 5.Le3 d6 6.f3 a6 7.Dd2 c6 8.0–0–0 b5 9.h4 Oft spielt Weiß sofort 9.Lh6 um den folgenden schwarzen Zug zu vermeiden.
9...h5 10.Kb1 Seltene Prophylaxe.
10...Dc7 Das könnte unter Umständen Zeit kosten. 10...Sbd7 ist die normale Fortsetzung.
11.Lh6 e5 12.g4 Nach 12.dxe5 dxe5 13.Le3 Sbd7 14.Df2 Td8 15.Sh3 Sf8 16.Ld3 Tb8 17.Sg5 S6h7 hält Schwarz die Balance.
12...Sbd7 Wenn 12...exd4 dann 13.Lxg7 Kxg7 14.Dxd4 hxg4 15.h5 Sbd7 16.hxg6 fxg6 17.Dd2 mit Angriff.
13.Sge2 Die Alternative war 13.Lxg7 Kxg7 14.g5 Se8 15.f4 exf4 16.Sf3 mit Raumvorteil für Weiß.
13...Sb6 Nun war der Moment für 13...hxg4 reif: 14.h5 gxf3 15.Lxg7 Kxg7 16.hxg6 fxg6 17.Dh6+ Kf7 18.Sg1 exd4 19.Txd4 b4 20.Sd1 c5 21.Sxf3 Se5 (21...cxd4?? 22.Sg5+ Ke8 23.Dxg6+ Kd8 24.Se6+) 22.Sxe5+ dxe5 23.Td2 Lg4 mit kompliziertem Spiel.
14.Sg3 b4 15.Sce2 Sxc4 16.Dc1 Lxh6 17.Dxh6 Lxg4 18.dxe5 Unklar ist 18.fxg4 Sxg4 19.Dg5 Dd8 20.Dc1 d5.
18...dxe5 Beachtung verdient 18...Sxe5!? 19.fxg4 Sfxg4 20.Df4 De7 21.Lh3 Tfd8 22.Lxg4 Sxg4 und die Lage bleibt kompliziert.
19.Sd4!! Sxb2 Auf 19...Sb6 folgt: 20.fxg4 Sxg4 und 21.Se6! fxe6 (21...Sxh6 22.Sxc7 Tad8 23.Lxa6) 22.Dxg6+ Dg7 23.Dxe6+ Kh7 24.Le2 und die schwarze Stellung bricht auseinander. 19...exd4?? verliert: 20.Lxc4 Le6 21.Sf5! Se8 22.Lxe6 fxe6 23.Dxg6+.
20.Sdf5! gxf5 20...Lxf5 21.Sxf5 Se8 22.Kxb2.
21.Sxf5 Lxf5 22.exf5 Tfd8 Oder 22...Db6 23.Dxf6 Sxd1 24.Dg5+ Kh7 25.f6.
23.Tg1+ Sg4 24.f6!! Txd1+ 25.Kxb2 Td2+ 26.Kb3 1–0
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog