Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 652 vom 08.05.1998, Kategorie Kolumne
WM-Qualifikation in Dresden (8. Mai 1998)
Beim dem in Dresden ausgetragenen Zonenturnier 1.1 zur Weltmeisterschaft verzeichnete
der frühere Vizeweltmeister Viktor Kortschnoi mit 3 Punkten aus 3 Partien den besten
Start, mußte in der Folge jedoch die jüngeren Hoffnungsträger vorüberziehen lassen.
Ein hervorragendes Turnier spielt bislang IM Niki Stanec, der bei einem Gegnerschnitt
von 2577 (nur 1 Punkt hinter dem von Smirin!) bei 2½ Punkten aus 6 Partien hält.
Enttäuschend bislang IM Siegfried Baumegger, der verzweifelt seiner Form
nachläuft.
Rg. |
Titel |
Name |
ELO |
Land |
Pkt. |
Wtg. |
1 |
GM |
I. Smirin |
2590 |
ISR |
4½ |
2578 |
2 |
GM |
I. Sokolov |
2625 |
BIH |
4½ |
2563 |
3 |
GM |
G. Dizdar |
2530 |
CRO |
4 |
2561 |
4 |
GM |
R. Dautov |
2600 |
GER |
4 |
2557 |
5 |
GM |
A. Jussupow |
2630 |
GER |
4 |
2523 |
6 |
GM |
M. Wahls |
2605 |
GER |
4 |
2505 |
7 |
IM |
R. Zelcic |
2540 |
CRO |
4 |
2476 |
8 |
GM |
V. Korchnoi |
2625 |
SUI |
3½ |
2568 |
9 |
GM |
E. Dizdarevic |
2540 |
BIH |
3½ |
2566 |
10 |
GM |
E. Sutovsky |
2595 |
ISR |
3½ |
2564 |
11 |
GM |
V. Milov |
2635 |
SUI |
3½ |
2550 |
12 |
GM |
J. Gallagher |
2490 |
SUI |
3½ |
2510 |
13 |
GM |
G. Mohr |
2455 |
SLO |
3½ |
2510 |
14 |
GM |
C. Lutz |
2595 |
GER |
3½ |
2498 |
15 |
GM |
L. Psakhis |
2565 |
ISR |
3½ |
2496 |
16 |
GM |
O. Cvitan |
2560 |
CRO |
3½ |
2491 |
22 |
IM |
N. Stanec |
2485 |
AUT |
2½ |
2577 |
34 |
IM |
S. Baumegger |
2495 |
AUT |
1 |
2474 |
|
|
34 Teilnehmer |
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|
Den aktuellen Stand sehen Sie hier!
Partien aus Dresden
Weiß:GM B. Kurajica
FM P. Soln
Réti[A06]
Anm. I. Balinov
1. Sf3 d5 2. e3 c6 3. c4 Sf6 4. Dc2. Ganz im Stile Rétis. Der erfahrene
Großmeister will seinen jungen slowenischen Gegner auf Pfade abseits der Theorie locken.
4. ... e6 5. b3 Ld6 6. Lb2 00 7. Sc3 Sbd7 8. Le2. Möglich war hier oder im
nächsten Zug "d2-d4" mit Übergang zum Meraner Abspiel der Slavischen
Verteidigung.
8. ... Te8 9. 00 dxc4. Nach 9. ... e5 10. cxd5 Sxd5 (Weniger gut ist
10. ... cxd5 11. Sb5 Lb8 12. Tfc1 mit etwas besserem Spiel für Weiß.) 11.
a3 befände sich ein "Sizilianer" mit umgekehrter Farbverteilung am Brett. Der
Nachziehende läßt sich jedoch zurecht auf dieses eröffnungstaktische Spielchen nicht
ein, da sein Gegner bekanntermaßen als Spezialist der Sizilianischen Verteidigung gilt.
10. bxc4 e5 11. Sg5. Etwas bessere Chancen bot vermutlich das geradlinige 11. d4 e4
12. Sd2 De7 13. Tae1.
11. ... Sc5 12. d4 exd4 13. exd4 Se6. Schwarz hat bislang die Eröffungsprobleme
vorzüglich gemeistert und steht zumindest nicht schlechter.
14. Sce4. Auch nach 14. Sxe6 Lxe6 15. Tfe1 Lc7 16. Tad1 Dd6 17. g3 La5 hat Schwarz
gutes Spiel, während 17. ... h5?! 18. d5 günstig für Weiß gewesen wäre.
14. ... Sxe4. Statt des Textzuges versprach 14. ... Sxg5! 15. Sxg5 Lf5! 16. Dxf5
Txe2 17. Lc3 h6 18. Sf3 Se4 19. La5 b6 20. Tfe1 (Oder 20. Tae1 Txa2 21. Dxe4 Txa5 22. Dxc6
Tc8 23. De4 Ta4) 20. ... g6 21. Dh3 Sxf2 22. Dxh6 Sg4 klaren Vorteil.
15. Sxe4 Sf4 16. Lf3 Lf5 17. Tfe1 Dh4 18. g3 Sh3+ 19. Kf1?!.
Vorzuziehen war 19. Kg2 obwohl Weiß sich nach
A) 19. ... Dh6 20. Dc3 (20. Db3 Lf8) 20. ... Lc7 noch einer gefährlichen
Initiative hätte erwehren müssen.
Ungefährlich war hingegen
B) 19. ... Sf4+ 20. Kg1 und Schwarz kommt nicht weiter.
19. ... Dh6 20. Dc1?!. Auch nach
A) 20. Db3 Lxe4 21. Lxe4 Sg5 22. Lg2 Dxh2 war das schwarze Spiel klar vorzuziehen.
Zu versuchen war daher
B) 20. Lc1 Dg6 21. Tb1 b6 22. Lg2 Te7 23. c5 Lc7 24. f3 Tae8 25. cxb6 Lxb6 und Weiß
kann Widerstand leisten.
20. ... Lf4! 21. Dd1. Ebensowenig half 21. gxf4 Sxf4 22. Te3 (Auch andere Züge
sind nicht besser) 22. ... Lxe4 23. Lxe4 Txe4 24. Txe4 Dh3+ 25. Ke1 Sd3+ und Schwarz muß
das Handtuch werfen.
21. ... Txe4!! 22. Lxe4. 22. Txe4 scheitert an Sxf2 23. Kxf2 Dxh2+ 24. Lg2 Lxe4.
22. ... Sxf2!! 23. Df3?. Schlecht war auch 23. Kxf2? Dxh2+ 24. Lg2 Lxg3+ 25. Kf3
(Nicht besser ist 25. Kf1 Lh3 26. Df3 Dh1+ 27. Ke2 Dxg2+ 28. Dxg2 Lxg2 29. Tg1 Te8+) 25.
... Dh4, doch nach 23. De2 Sxe4 24. gxf4 Dxf4+ 25. Kg1 Te8 besaß Weiß ungeachtet der
schwarzen Initiative Überlebenschancen.
23. ... Sxe4 24. Dxf4. Oder 24. Kg2 Sxg3 25. hxg3 Dh3+ 26. Kg1 Lxg3 und Schwarz
gewinnt.
24. ... Dxh2 und Schwarz streckte wegen 25. Txe4 (25. Dxf5 Sxg3 matt) 25.
... Dxb2 26. Dxf5 (26. Tee1 Lh3+ 27. Kg1 Dg2 matt) 26. ... Dxa1+ 27. Kg2 Dxa2+ 28. Kh3
Dxc4 die Waffen.
Weiß: GM C. Lutz
Schwarz: GM W. Uhlmann
Französisch [C18]
Anm. I. Balinov
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 4. e5 c5 5. a3 Lxc3+ 6. bxc3 Se7 7. Dg4 Dc7 8. Dxg7 Tg8 9.
Dxh7 cxd4 10. Se2 Sbc6 11. f4 Ld7 12. Dd3 dxc3 13. Sxc3 a6 14. Tb1 Sa5. Die
Hauptvariante fährt mit 14. ... Tc8 fort, während - wie bekannt - die große Rochade an
15. Dxa6! scheitert.
15. h4 Sf5 16. Th3 000 17. h5 Tg4. Auch nach 17. ... d4 18. Se4 Lb5 19.
Dd1 Lxf1 20. Kxf1 Sc4 21. De2 Sce3+ 22. Lxe3 Sxe3+ 23. Txe3 dxe3 24. Sd6+ Txd6 25. exd6
Dxd6 26. Dxe3 Dc6 27. De2 ist das weiße Spiel klar vorzuziehen. Bekannt ist 17. ... Sc4
18. Tb4 Lc6 19. Se2 Lb5 20. a4 Dc5 21. La3 Lc6 22. Dc3 Da7 23. a5 mit unklaren
Verwicklungen, Hort-Nogueiras, Biel 1988.
18. Sd1!?. Stark ist auch 18. Df3 Tdg8 19. h6 T4g6 20. h7 Th8 21. g4,
Hasin-Carbonel, Fernpartie 1977.
18. ... La4. Etwas besser war vermutlich 18. ... Lb5 19. Dc3 Sc4 20. Sf2 d4 21. Db3
Th4 22. Txh4 Sxh4 23. Db4 Se3 24. Lxe3 dxe3 25. Sd3 Lc6 26. Dc5 Lxg2 27. Dxc7+ Kxc7 28.
Lxg2 Sxg2+ 29. Ke2 obwohl auch dann der weiße Vorteil außer Zweifel gestanden wäre.
19. Dc3 Dxc3+ 20. Txc3+ Sc4 21. Sb2 Lc6 22. Sxc4 dxc4 23. Txc4 Kd7 24. Tb3 Lxg2 25.
Td3+ Ke8. Besser als 25. ... Ld5 26. Lh3 Tg1+ und nun erreicht Weiß mit
A) 27. Kf2 Txc1 28. Lxf5 (Kaum aussichtsreicher ist 28. Txd5+ exd5 29. Lxf5+ Ke8
30. Tc7 Th1 31. e6 Txh5 32. Txf7 Td6 33. Lg6 Th2+ 34. Kg3 Th6 35. f5 Txe6 36. Txb7+ Thxg6+
37. fxg6 Txg6+ 38. Kf4) 28. ... Ke8 nichts.
Viel stärker war jedoch
B) 27. Kd2 27. ... Ke8 28. Tc7 Sh4 29. Lb2 Sf3+ 30. Ke2 Tb1 31. Lc3 Sg1+ 32. Kf2
Sxh3+ 33. Txh3 und Weiß gewinnt.
26. Tc7 Lxf1 27. Kxf1 Th4 28. Kg2 Txd3. Auch nach 28. ... Txh5 29. Txd8+ Kxd8 30.
Txf7 ist das weiße Spiel klar vorzuziehen.
29. cxd3 Txh5 30. Txb7 Sh4+ 31. Kf2 Sf5 32. Kg2 Sh4+ 33. Kf1. Gut war auch 33. Kg3
Sf5+ 34. Kg2 (Weniger klar ist 34. Kf3 Th3+ 35. Ke4 Th1 36. Ld2 Th2) 34. ... Sh4+.
33. ... Sf5 34. Ke2 Th1. Etwas bessere Verteidigungschancen bot 34. ... Th2+!? 35.
Kf3 Th3+ 36. Ke4 Th1 37. Ld2 Th2. 35. Le3 Sxe3?!. Vorzuziehen war 35. ... Se7!? 36.
Lc5 Sd5 37. Tb8+ Kd7, mit nur wenig besserem Spiel für Weiß.
36. Kxe3 Ta1 37. Tb8+ Kd7 38. Tb7+ Ke8 39. Tb3 a5 40. Kd4 a4 41. Tc3 Tf1!. Auf 41.
... Kd7 folgt entscheidend 42. Kc5.
42. Ke3 Ta1 43. Kd2. Die kritische Stellung.
43. ... Kd7?. Der entscheidende Fehler. Nach 43. ... f6! 44. Kc2 (Kaum besser ist
auch 44. exf6 Kf7 45. Kc2 Ta2+ 46. Kb1 Td2 47. Tc4 Txd3 48. Txa4 Kxf6 49. Kb2 e5 50. fxe5+
Kxe5) 44. ... fxe5 45. fxe5 Ta2+ 46. Kb1 Te2 47. d4 Td2 48. Tc4 Kd7 49. Kc1 Ta2 50. Txa4
Kc6 51. Kb1 Td2 52. Ta6+ Kd5 53. Td6+ Kc4 54. Txe6 Txd4 55. Tb6 Kc3 56. Kc1 Te4 57. Tc6+
Kd4 58. Kb2 Txe5 wäre die Partie überraschend Remis gewesen.
44. Kc2 Ta2+ 45. Kc1! Ta1+. Auf 45. ... Ke8 folgt ähnlich wie in der Partie 46.
Kb1 Td2 47. Tc8+! Kd7 48. Ta8 Txd3 49. Txa4 mit klarem Vorteil für Weiß.
46. Kb2 Td1 47. Tc4 Txd3 48. Txa4 Tf3 49. Tc4. Hindert den schwarzen Monarchen
daran, die c-Linie zu überschreiten.
49. ... f6 50. exf6 Ke8 51. a4 Kf7 52. a5 Td3 53. a6 Td7 54. Ta4 Ta7 55. Kc3 und
Schwarz gab auf.
IM Sandor Videki Vorarlberger Landesmeister
Der für den Staatsliga A-Aufsteiger Loosdorf spielende Ungar sicherte sich mit 7
Punkten aus 9 Partien den Sieg in der "Offenen Vorarlberger Meisterschaft".
Nachdem er in einer sehenswerten Partie, auf die wir noch zurückkommen werden, zu Beginn
des Turniers Vladimir Kostic besiegen konnte, reichten Remis gegen die beiden anderen
jugoslawischen Teilnehmer, um das Feld jederzeit sicher zu kontrollieren.
Mit 6½/9 (FIDE Kategorie III, ELO-Durchschnitt 2301) erreichte Guntram Gärtner seine
3. IM-Norm. Allerdings fehlt dem 35jährigen Hohenemser noch die erforderliche ELO-Zahl
von 2400 zur Verleihung des IM-Titels.
Erfolgreich war auch Heinz Grabher, der mit 5/9 seine erste ÖM-Norm (Nationale
Kategorie 13, Nat. ELO-Durchschnitt 2244) erzielte. Die anderen Vorarlberger Teilnehmer
blieben zum Teil unter ihren Erwartungen.
Der neue Austragungsmodus der Vorarlberger Landesmeisterschaft (Vorqualifikation +
IM-Turnier als Finale) hat sich bereits im ersten Jahr bewährt.
Die Endtabelle finden Sie hier!
ÖM Lothar Karrer