Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 5584 vom 16.07.2010, Kategorie Kolumne
Damen Grand Prix in Jarmuk
Bekanntlich gibt es wenige Gelegenheiten für die besten
Damen der Welt, ihre Kräfte untereinander zu messen. Die Serie von Grand Prix
Turnieren, welche der Weltschachbund (FIDE) ins Leben gerufen hat, ist eine
wichtige Bereicherung in dieser Hinsicht. Die vierte Auflage vom 23. Juni bis 6.
Juli in Jarmuk (Armenien) gewann die als Nummer 7 gesetzte Nana Dzagnidze mehr
als souverän. Ganze 1,5 Punkte trennten die Siegerin aus Georgien von der
Zweitplatzierten Tatiana Kosintseva. Ex-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova teilte
den dritten Platz mit den Lokalmatadorinnen Lilit Mkrtchian und Elina Danielian.
Dzagnidze (2478) - Kosintseva (2534)
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Sge2 d5 Schwarz
könnte natürlich auch mit 5...b6 oder 5...c5 fortsetzen, aber der Textzug hat
den Vorteil, dass er sofort den ungedeckten c4-Bauern attackiert.
6.a3 Le7 7.cxd5 Nach 7.Sf4 c6 8.Ld3 Sbd7 droht Schwarz
positionell 9...dxc4 und 10....e6-e5 und Weiß hat nichts Besseres, als auf d5
zu tauschen: 9.cxd5 exd5. Auf 7.Sg3 könnte der Nachziehende gleich mit 7...c5
kontern.
7...exd5 8.g3 Der andere Plan ist: 8.b4 c6 9.Sg3 Te8
10.Ld3 Hier ein Beispiel: 10...Sbd7 11.0-0 Sb6 12.Tb1 a6 13.a4 Le6 14.a5 Sc8
15.Sa4 Sd6 16.Sc5 Lc8 17.Lb2 Lf8 18.Te1 g6 19.f3 Sb5 20.Lxb5 axb5 21.e4 Lg7
22.e5 Sd7 23.Sd3 Sf8 24.Lc1 h5 25.Le3 h4 26.Sh1 Lf5 27.Tc1 f6 mit kompliziertem
Spiel, remis, Navara (2672) - Kramnik (2788), Prag 2008.
8...a5 Nun verschafft sich Schwarz Luft am Damenflügel.
9.Lg2 Sa6 10.0-0 Te8 11.f3 Anspruchsvoller scheint mir zuerst 11.Sf4 c6 und dann erst 12.f3.
11...c5 Logischer Angriff im Zentrum. Schwarz hat kein Tempo für c7-c6 verloren.
12.Ld2 b6 Stärker war 12...Ld7 mit der Idee b7-b5, und wenn 13.Db3, dann 13...Lc6 und Schwarz bereitet langsam b7-b5 vor.
13.Le1 Der Läufer wird nach f2 umgruppiert.
13...Sc7 14.Lf2 La6 15.Dd2 cxd4 Unverständlich, warum
Schwarz so schnell die Spannung im Zentrum auflöst. Er könnte die eigene
Stellung zuerst mit 15...Se6 16.Tfe1 Dd7 17.Lh3 Dc6 weiter verstärken, nebst
Ta8-d8 und Le7-f8.
16.exd4 Lf8 17.Tfe1 Se6 Eine gute Alternative war 17...Sb5
18.Sc1 b5?! Schwarz will den Springer von c3 vertreiben,
dabei wird aber der Punkt c5 für immer schwach und zwar gerade jetzt, wo der
Springer von c1 sehr schnell dorthin kann.
19.Sd3 b4 20.Sa4 bxa3 21.bxa3 Lb5 22.Sc3 22.Sac5 ist
konsequenter, aber nach 22...Sxc5 23.Txe8 Dxe8 24.Sxc5 (24.dxc5 Lc4) 24...Ld6
wäre die Position gleich.
22...La6 Beachtung verdient 22...Lxd3 23.Dxd3 Tb8
23.Se5 Dd6 24.f4 Sc7 25.Da2 Tad8 Interessant wäre es, den Läufer auf die andere Diagonale zu bringen: 25...Lc8
26.Sa4! Die weißen Springer dominieren über ihren schwarzen Kollegen.
26...Sd7 27.Tac1 Lb5 28.Sc5 Sxc5 29.Txc5 Oder 29.dxc5.
29...Lc4 30.Dd2 Bequemen Vorteil versprach: 30.Sxc4 Txe1+ 31.Lxe1 dxc4 32.Lf2 Se6 33.Txc4 Dxa3 34.Dxa3 Lxa3 35.d5 Sf8 36.Lb6 Tb8 37.Lxa5.
30...Db6 31.Sxc4 Txe1+ 32.Dxe1 dxc4 33.Tc6 Da7 34.d5 Db8 35.Lb6 Te8 36.Dxa5 Sa8 Traurige Notwendigkeit!
37.Lf2 Db3 38.Ta6 c3 39.Tc6! Natürlich nicht 39.Txa8?? Txa8 40.Dxa8 c2 und Schwarz gewinnt.
39...Dd1+ 40.Lf1 c2 41.Dc3 Te2 41...Sb6 42.Dxc2 (42.Lxb6? Te1) 42...Dxc2 43.Txc2 Sxd5 44.a4
42.d6! Sb6 43.Lxb6! Te1
44.Dxe1!! Dxe1 45.d7 c1D Vielleicht die letzte praktische
Chance für Schwarz war 45...Lc5+, obwohl nach 46.Lxc5 46...Dxf1+ 47.Kxf1 c1D+
48.Ke2 Dc2+ 49.Ke3 Dc3+ 50.Ke4 Dc2+ 51.Ke5 Db2+ 52.Kd6 Db8+ 53.Tc7 h6 54.La7
Df8+ 55.Kc6 Weiß auch gewinnen wird .
46.Txc1 Dxc1 47.d8D Dxa3 48.Dd5 Dc1 49.Kg2 Dc2+ 50.Lf2 Dc7 51.Lc4 1-0
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog