Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 5309 vom 10.04.2009, Kategorie Kolumne
Husek Wien gewinnt Bundesliga
Ein spannendes Finale um den Meistertitel in der 1.
Bundesliga 2008/2009 lieferten sich Titelverteidiger SK Advisory Invest Baden
und die Startruppe Husek Wien vom 19. bis 22. März (die letzten 4 Runden) in
Ansfelden! Die Niederösterreicher, auch diesmal gestärkt durch den
hervorragenden Boris Gelfand, gingen vor der Schlussrunde sogar mit einem halben
Punkt Vorsprung in Führung. Hier trafen sie auf die kompakte Mannschaft aus
Hohenems. Der Traum von einer Titelverteidigung verflüchtigte sich aber
schnell. Gelfand, bis dahin mit 6,5(!) Punkten aus 7 Partien, forcierte nach 10
Zügen Zugwiederholung. Kein gutes Zeichen! Es folgten bald danach weitere zwei
Remisen. Von den noch laufenden drei Partien wurde vermutlich ein Ergebnis von
2,5 Punkten erwartet. Bei so einem Stand hätte Husek einen Sieg von 4,5-1,5
gebraucht, was aber nicht so einfach wäre, wenn man die kritische Stellung
Nakamuras berücksichtigt. Baden kam aber über ein 3-3 nicht hinaus, während
Husek einen Treffer nach dem anderen landete und im Endeffekt mit 5,5 - 0,5
gegen die geschwächte Mannschaft von Pamhagen (es fehlten die Großmeister
Markos und Cvek) gewann. Damit wurde der Traum des leider schon verstorbenen
Schachliebhabers und Mäzens Alfred Husek verwirklicht: Meistertitel und
Teilnahme beim Europacup! Nach den erfolgreichen Jahren von SK Margareten in der
frühen 90-er Jahren kehrt der Meistertitel wieder nach Wien zurück. Herzliche
Gratulation! In der Schlussphase verlor das Überraschungsteam aus Pamhagen den
fast sicheren dritten Platz an Holz Dohr. Aus der Liga verabschieden sich Absam,
St.Veit und Union Ansfelden.
Endstand nach 11 Runden:
1.Husek Wien 46,5.
2.SK Advisory Invest Baden 44,5.
3.Holz Dohr 36,5.
4.ASVÖ Pamhagen 35.
5.SK Kl.Zeitung Maria Saal 35.
6.Styria Graz 32,5.
7.Sparkasse Jenbach 32.
8.SK Hohenems 32.
9.ASVÖ Wulkaprodersdorf 31.
10.SK Absam 29.
11.SK ASVÖ Raika St.Veit/Glan 22.
12. Union Ansfelden 20.
Gelfand (2733) - Miroshnichenko (2667)
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 c6 5.e3 a6 Das ist eine
moderne Eröffnungsidee -Abwarten!
6.c5 Sbd7 Die Hauptantwort ist hier 6...b6. Ein Beispiel:
7.cxb6 Sbd7 8.Ld3 c5 9.b3 cxd4 10.exd4 Dxb6 11.0-0 Ld6 12.Lb2 0-0 13.De2 a5
14.Sa4 Da7 15.Tac1 La6 mit gleichen Chancen, remis, Kamsky (2726) - Navara
(2672), Baku 2008.
7.b4 Auf alle anderen Züge muss Weiß mit dem Befreiungsstoß 7...e6-e5 rechnen.
7...Dc7 Auf 7...a5 antwortet Weiß mit 8.b5.
8.Lb2 g6 Wenig erprobt ist 8...e5!? 9.dxe5 Sxe5 10.Sxe5
Dxe5 11.Sa4 De4 12.Dd2 Lf5 13.f3 De6.
9.Ld3 Lg7 10.Sa4 0-0 11.0-0 e5 11...Tb8!? verdient Beachtung.
12.Sxe5 Sxe5 13.dxe5 Sg4 14.Le2 Sxe5 15.f4 Sd7 16.Lxg7 Kxg7
17.Dd4+ Kg8 18.e4 dxe4 Ein neuer Zug! Andere Fortsetzungen zeigen, dass
Schwarz schon in Schwierigkeiten ist. Z.B. 18...a5 19.b5 dxe4 20.Tad1 Te8 21.Sc3
Sf8 22.bxc6 Se6 23.De3 Sg7 24.Sd5 Dxc6 25.a4 mit Materialgewinn, 1-0, Krasenkov
(2635) - Erenburg (2585), Vlissingen 2006.
19.Sc3 a5 20.Sxe4 axb4 21.Lc4! Gelfand konzentriert sich lieber auf den schwarzen König statt den Bauer zurückzuschlagen!
21...b6 Schwarz kann sich nicht vernünftig entwickeln.
22.Tad1! Bringt auch die letzte Figur in Angriffsposition!
22...bxc5 23.Db2! Nur keine Figuren tauschen! Es droht inzwischen schon 24.Td1-d7 nebst Sf6.
23...Td8 Verliert sofort. Schwarz hat aber keine Verteidigung mehr.
24.Lxf7+!
Effektvolles Finale! 24.Lxf7+ Kxf7 25.Sg5+ Kg8 26.Se6 und Schwarz verliert zumindest die Dame. 1-0
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog