Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 4985 vom 24.08.2007, Kategorie Kolumne
Österreichische Staatsmeisterschaften
Vom 4. bis 12. August wurde das Ambiente des
Postgut Hotels in der kleinen Salzburger Gemeinde Tweng Arena der heißen
Kämpfe um die "Herren" - und Damenstaatsmeistertiteln. Zum ersten Mal
wurden beiden Bewerbe im Schweizer-System (9 Runden ) ausgetragen. Trotzdem war
die Anzahl der Teilnehmer in der offenen Klasse ("Herren") eine eher
bescheidene Zahl von 25, dafür aber hoch qualitativ. Hier prallten drei
Schachgenerationen aufeinander: Die "ewig junge gebliebene alte Garde" -
Georg Danner, Franz Hölzl und Walter Wittmann, die 35-40 jährigen
- Niki Stanec, Norbert Sommerbauer, Gerhard Schroll, Siegfried Baumegger,
Manfred Freitag, Martin Neubauer, meine Wenigkeit (zum ersten Mal dabei!) und
die Jungend angeführt von Österreichs Nummer 1 Markus Ragger, Günter Kuba,
Herwig Pilaj, Paul Pachta, Andreas Diermair, Marco Dietmayer-Kreutler, die zum
Hoffnungskader des österreichischen Schachbundes gehören und regelmäßig von
Großmeister Ribli trainiert werden. Es fehlte leider die Titelverteidigerin vom
Vorjahr Eva Moser.
Das Spielfeld blieb die ganze Distanz eng beieinander. Die
Favoriten befanden sich nicht in Hochform und Ausreißer gab es auch nicht. Mit
einer Ausnahme - in der 7 Runde konnte Franz Hölzl mit einem Sieg
über Manfred Freitag die "magischen" +4 erreichen. Diese Chance versäumte
er. Und so kam es zu einem spannenden Finale wo 6 Spieler in der letzten Runde
um den Titel rangen. Siegfried Baumegger, der Staatsmeister 2001, bezwang
ziemlich schnell Gerhard Schroll. Franz Hölzl wurde schonungslos von Markus
Ragger attackiert und musste bald darauf die Waffen strecken. Und Manfred
Freitag verteidigte gegen Niki Stanec eine schwierige Stellung mit einem Bauer
weniger. Die Partie ging in die Zeitnotphase, wo alles möglich war. Manfred
eroberte den Bauer zurück und erreichte Ausgleich. Remis. Damit wurde
Siegfried Baumegger alleiniger Sieger und Staatsmeister 2007. Gratulation!
Endstand nach 9 Runden: 1. Baumegger 6,5 Punkte, 2. Ragger 6,
3. Freitag 6, gefolgt von Hölzl, Neubauer, Schroll, Stanec, Sommerbauer,
Neumeier je 5,5.
Eine der spannendsten Partien der Meisterschaft:
Ragger (2529) - Baumegger (2434)
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 d6 6.Le3 Le7 7.f3
0-0 8.Dd2 Sc6 9.g4 d5 10.g5 Sh5 11.0-0-0 Sxd4 12.Dxd4 Lxg5 13.Tg1 e5!
14.Lxg5 Der einzige Zug.
14...exd4 15.Lxd8 dxc3 16.Le7 Te8 17.Lb4 Das Endspiel
nach 17.Txd5 Le6 18.Txh5 Txe7 wäre nicht zufrieden stellend für Weiß.
17...dxe4 18.Lb5 Lf5 Schwarz ist gezwungen die Qualität
zu geben.
19.Lxe8 Txe8 Der Zwischentausch 19...cxb2+ 20.Kxb2 war mehrmals
möglich.
20.Tg5! g6
Schwere Entscheidung. Jetzt werden die schwarzen Felder sehr schwach.
21.Txf5! cxb2+ 22.Kxb2 gxf5 23.Tg1+ Kh8 24.Lc3+ f6 25.Tg5 Sg7
26.Lxf6 Tg8 27.Lc3 exf3 28.Txf5 Tc8! 29.Txf3 Kg8 30.Tg3 Tc7 31.Ld4 Kf8 32.Lxa7
Se6 33.Le3 Tc4 34.Th3 Kg7 35.Th5 Te4 36.Ld2 Te2 37.Lc3+ Kg6 38.Th3 Sf4 39.Tf3
Kf5 40.La5 Ke4 41.Tb3 Sd5 42.Th3 Se3 43.Txh7 Txc2+ 44.Kb3 Tc1 45.a4 Gegen
b7-b5 gerichtet.
45...b5! Trotzdem!
46.Te7+ Kf3 47.Tf7+ Ke4 48.Te7+ Kf3 49.Tf7+ Ke4 50.Ld2 Oder 50.axb5 Tb1+ 51.Ka4 Ta1+ 52.Kb4 Sd5+
50...bxa4+ 51.Kxa4 Ta1+ 52.Kb5 Sf5 Markus versuchte noch
einige Züge, aber Siegfried verteidigte fehlerfrei und die Partie endet Remis.
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog