Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 4859 vom 12.01.2007, Kategorie Kolumne
15. Donau Open in Aschach
Mehr als 200 Schachspieler versuchten ihre feierliche
Stimmung beim 15. Donau Open in Aschach (Oberösterreich) vom 26. bis
31.Dezember auf das Schachbrett zu übertragen. Eine andere Interpretation
wäre: Mehr als 200 Schachspieler wollten ein bisschen Abstand vom
Weihnachtsstress gewinnen.
Der heurige Sieger, der junge Pole und internationale Meister
Jakub Czakon hatte eine ordentliche Portion Glück. Von zwei sehr aussichtlosen
Positionen gegen Volkmann in der dritten Runde (unsere heutige Partie) und gegen
mich in der 5. Runde, konnte er 1,5 Punkten nach Hause bringen. Nach Siegen
gegen seine Landsleute Szoen und Pakleza war er nicht mehr einzuholen.
Volkmann - Czekon
1.d4 Sf6 2.Lg5 Trompovsky Angriff.
2...Se4 3.Lf4 c5 4.f3 Da5+ 5.c3 Sf6 6.d5 Sehr konsequente
Antwort, die aber mit einem Bauernopfer verbunden ist. Die Hauptvariante ist:
6.Sd2 cxd4 7.Sb3 Db6 8.Dxd4 Sc6 9.Dxb6 axb6 10.Sd4.
6...Db6 7.e4 Dxb2 8.Sd2 Dxc3
9.Lc7 Schnell und selbstsicher von Fritz Volkmann gespielt!
9...d6 10.Se2 De5 Zu überprüfen ist 10...Dd3.
Interessant ist auch 10...De3 wie in der folgenden Begegnung: 11.Sc4 Dh6 12.Lxb8
Txb8 13.Da4+ Sd7 14.Dxa7 g6 15.Sb6 Sxb6 16.Dxb8 De3 17.Tb1 Lh6 mit Ausgleich,
Aleksandrov - Danin, Minsk 2006.
11.g4 Nimmt das Feld h5 unter Kontrolle. Sowohl auf
11.Sc4 Dh5 als auch auf 11.La5 folgt 11...Dh5.
11...Sxg4 Der junge Pole verteidigt sich aktiv. Nach
11...Sfd7 12.f4 (12.La5 Df6 13.Lc3 Se5) 12...Df6 13.g5 Dg6 14.h4 h5
15.Lh3 Dh7 könnte man mit Schwarz klaustrophobische Anfälle bekommen.
12.fxg4 Lxg4 13.Tb1 Sd7 13...b6 wäre wegen 14.Lxb8 Txb8
15.Da4+ Ld7 16.Dxa7 Td8 17.Txb6 sehr schlecht.
14.Da4 g6 15.Sc4 Ich war gerade beim Vorbeigehen und warf
einen Blick auf diese wilde Stellung. Mein Kandidat war 15.h3. Ein Beispiel:
15...Lxe2 16.Lxe2 Dg3+ 17.Kd1 Lh6 18.Txb7 mit großem Vorteil für Weiß.
15...Df6 16.e5 Weiß konnte den Turm auf a8 gewinnen:
16.Sb6 Lg7 17.Sxa8 aber die Position nach 17...Dh4+ 18.Kd2 0?0 bleibt
kompliziert und unklar.
16...Df5 Auf 16...Df3 folgt 17.Tg1.
17.Txb7 Lh6 18.Lxd6 0?0 Beachtung verdient 18...De4.
Eine kurze Analyse: 19.Tg1 (19.Lxe7 Kxe7 20.Dc6 Kf8) 19...0?0 20.Txg4
Dxg4 21.Dxd7 Dh4+ 22.Sg3 exd6 23.e6 mit unklarem Spiel.
19.Dxd7 Zum Dauerschach führt die Zugfolge: 19.Lxe7 De4
20.Txd7 Dxh1 21.Txa7 Lxe2 22.Kxe2 Txa7 23.Dxa7 De4+ 24.Kf2 Df4+ 25.Kg2 De4+.
19...De4 Nach 19...Dxd7 20.Txd7 Lxd7 21.Lxe7 Tfe8 22.Lf6 dominieren die weißen Figuren mehr als deutlich.
20.Dxe7 Lxe2 21.Lxe2 Dxh1+ 22.Lf1 Dxd5?! Volkmann war in
schwerer Zeitnot und sein Gegner geht, nicht ohne Risiko, aufs Ganze. Ein
mögliches Finale war 22...De4+ 23.Kf2 Dd4+ mit Dauerschach.
23.Tb3! De4+ 24.Kf2 Tfc8 25.Df6 25.Tf3 wäre auch gut.
25...Dc2+ 26.Kg1 a5?? Harakiri - Selbstmord auf Japanisch!
27.Tb7 27.e6! wäre der Todesstoß!
27...Tf8 28.Lxf8 28.e6! war immer noch stark: 28...Df5 29.exf7+ Txf7 30.Txf7 Dxf6 31.Txf6.
28...Txf8 29.Tb2 29.e6 verlor nichts an seiner Attraktivität.
29...Le3+ 30.Sxe3? 30.Kh1 wäre besser: 30...De4+ 31.Tg2.
30...Dxb2 31.Kh1 31.Sg4? Dd4+ 32.Sf2 Te8bringt nichts.
31...Dd4 32.Sc4 Tb8 Und hier überschritt Volkmann die Zeit. Die Stellung sollte ausgeglichen sein. 0?1
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog