Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 4093 vom 18.09.2004, Kategorie Kolumne
Partienachlese von der ukrainischen Meisterschaft
Heute weitere drei Beispiele vom Turnier mit Anmerkungen von GM I. Balinov:
Volokitin (2638) – Efimenko (2572)
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4 e6 7.Lb3
Sbd7 8.f4 Sc5 9.Df3 b5 10.f5 Ld7 Von Kasparov im WM Match gegen Short
gespielt.
11.Lg5 Le7 12.e5! Das ist viel giftiger als der Abtausch
12.fxe6 fxe6, der für Schwarz keine Kopfschmerzen verursacht. Z.B. 13.e5 dxe5
14.Sc6 Lxc6 15.Dxc6+ Kf7. Seltener kommt 12.0–0–0 vor.
12...dxe5 13.Sc6 Lxc6 14.Dxc6+ Sfd7 15.Lxe7 Kxe7 16.fxe6 fxe6
17.Lxe6 Sxe6 18.0–0–0 Sd4?! Die stärkste Verteidigung beginnt
vielleicht mit 18...Sf4. Eine Simulation: 19.The1 Tc8 20.Dd6+ Ke8 21.Sd5 (21.Txe5+
Sxe5 22.Dxe5+ De7 23.Dxf4 Tf8 ist unklar.) 21...Sxd5 22.Txd5 Kf7 23.Dxd7+
Dxd7 24.Txd7+ Ke6 25.Txg7 (25.Ted1!?) 25...Tcg8 26.Txg8 Txg8 27.Te2 und
Weiß hat zwar einen Bauern mehr, Schwarz steht aber sehr aktiv und hat auch
einen Freibauern!
19.Sd5+ 19.Txd4 sieht aggressiv aus, aber nach 19...exd4
20.Te1+ Kf8 21.Dd6+ Kf7 22.De6+ Kf8 23.Dd6+ Kf7 würde nur ein Dauerschach
herauskommen.
19...Kf7 20.Thf1+ Sf6 20...Kg8 wäre nur für Weiß
amüsant: 21.Dxa8 Dxa8 22.Se7 matt.
21.Db7+ Kg8 Nach 21...Kg6 22.Txd4 exd4 23.Se7+ Kg5 24.h4+
sollte es bald matt werden.
22.Se7+ Mit Computerhilfe kommt die folgende Analyse zu
Stande: 22.Sxf6+! gxf6 23.Td3 Se2+ 24.Kb1 Dc8 25.De7 De8 26.Dxf6 Sf4 27.Tfd1!
Sxd3 28.Txd3 Dg6 29.Tg3 Dxg3 30.hxg3 und die Dame dominiert eindeutig.
22...Kf8 23.Sf5 Tg8 24.c3 Tb8 25.Da7 Tc8 26.Kb1 Dc7 27.Dxc7
Txc7 28.cxd4 exd4 29.Txd4 Alles gleich, aber die Figuren von Weiß stehen
viel aktiver.
29...Kf7 30.Td6 Ta8 31.Sxg7! Kxg7 32.Tdxf6 Die Partie
entspannt sich. Weiß bleibt ein Bauer mehr und die aktiveren Türme. 32...a5
33.a3 b4 34.axb4 axb4 35.Tb6 Tc4 36.Tf3 Th4 37.Th3 Txh3 38.gxh3 Te8 39.Txb4 Te2
40.Tf4 Txh2 41.h4 h5 42.b4 Tg2 43.Kc1 Ta2 44.b5 Ta5 45.Tb4 Kf7 46.b6 Ta8 47.b7
Tb8 48.Kd2 Ke6 49.Ke3 Kd6 50.Kf4 Kc7 51.Kg5 1–0
Korobov (2565) - Oleksienko (2424)
1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 e6 4.Sc3 exd5 5.cxd5 d6 6.Sf3 g6 7.Sd2
Lg7 8.e4 0–0 9.Le2 Te8 10.0–0 Sa6 11.f3 Sc7 12.a4 Sd7 13.Kh1 b6 14.Sc4 Se5
15.Se3 Tb8 Topalov spielte hier 15...f5 und er sollte Recht haben.
16.f4 Sd7 17.e5 dxe5 18.f5 Sf6N Neuer Zug, der aber die
Einschätzung der Stellung nicht ändert: Weiß hat riesige Initiative, die sich
am häufigsten in materiellen Vorteil verwandelt. Probiert wurde auch 18...e4,
aber nach 19.d6 Sa6 20.fxg6 hxg6 21.Txf7 wird es ungemütlich. Der Turm
21...Kxf7 ist wegen 22.Lc4+ Te6 23.Lxe6+ Kxe6 24.Dd5+ Kf6 25.Sxe4# tabu.
19.d6 Sa6 20.Sed5! Sxd5 Der d6-Bauer wäre giftig:
20...Dxd6 21.Sxf6+ Dxf6 22.fxg6 Dxg6 23.Lh5.
21.Dxd5 gxf5 Was passiert eigentlich nach dem logischen
21....Sb4 oder Lb7? 21...Lb7 22.Dxf7+! Kxf7 23.Lc4+ Kf6 (23...Te6 24.fxe6+
Ke8 25.Lb5+) 24.fxg6+ Kxg6 25.Lf7# oder auf 21...Sb4 22.Dxf7+!
22...Kxf7 23.Lc4+ Le6 (23...Kf6 24.Se4#) 24.fxe6+ Kg8
25.e7+
22.d7! Lxd7 Präziser ist 22...Dxd7 23.Dxd7 Lxd7 24.Lxa6
und 24...f4, wobei die Realisierung nicht leicht wäre.
23.Lxa6 Le6 24.Dxd8 Tbxd8 25.Lb5 Te7 26.g3 Td6 27.Lg5 f6
28.Le3 Lc8 29.Kg1 Und Weiß verwertete den großen Vorteil im 46. Zug. 1–0
Shkuran (2390) - Ivanchuk (2715)
1.Dxb7 1...Sg4+! 2.Kg1 Einziger Zug. 2.hxg4 Dh4+ 3.Kg1
Lxf2+ 4.Kf1 Tae8 5.g3 Lxg3 oder 2.Kg3 Lxf2+ 3.Kxg4 Te8 mit entscheidendem
Angriff. 2.Kh1 Te8 3.hxg4 Dh4+ 4.Lh2 Lxf2 5.Df3 Txc2 und Schwarz hat einen
Bauern mehr und steht klar besser.
2...Te8! 3.Ld3 3.Dxa7 Te1+ 4.Txe1 Dxe1+ 5.Txe1 Txe1# oder
3.hxg4 Lxf2+ 4.Kf1 Dh4 5.g3 Lxg3; 3.Tf1 Lxf2+
3...Te1+ 3...Lxf2+ wäre nicht so eindeutig: 4.Kh1 Te1+
5.Lf1 Te4 6.Lxd6 cxd6 7.Dxe7 T8xe7 8.hxg4 Txg4 9.Td3
4.Lf1 4.Txe1? Dxe1+ 5.Txe1 Txe1+ 6.Lf1 Lxf2+ 7.Kh1 Txf1#
4...De2! Einfach und hübsch! Es hängen bei Schwarz der
Turm, der Läufer und der Springer! Trotzdem Zeit zum Aufgeben für Weiß! 0–1
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog