Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 2192 vom 19.04.2002, Kategorie Kolumne
WGM-Norm für Eva Moser !
Die dritte und letzte WGM-Norm erfüllte die junge Kärtnerin Eva Moser beim
starken Jugend-IM Turnier (Kategorie 5), das vom 2. bis 10. April in Augsburg
ausgetragen wurde. Gleichzeitig errang sie auch die erste IM Norm, indem sie
sich den ersten Platz mit dem Vorjahrsieger, dem Bundesliga Spieler IM
Bromberger aus Tegernsee, mit 7 Punkten aus 11 Partien den Turniersieg teilte.
Herzliche Gratulation, Eva! Die einzige weibliche Spielerin im Feld legte mit 3
aus 3 gleich einen furiosen Start hin. Nach drei Remisen erlitt sie die erste
und einzige Niederlage, und zwar (mit Weiß) gegen IM David Gross. Doch bereits
in Runde 8 schlug Eva (mit Schwarz) erneut zu: Sieg gegen den Holländer IM Van
der Weide (unsere heutige Partie). Hoffentlich motiviert sie dieser große
Erfolg, den Weg nach ganz oben zu finden!
Endstand nach 11 Runden:
Weiß: Van der Weide, K (2454)
Schwarz: Moser, E (2339)
IDJM-Augsburg, April 2002 [C18]
Anmerkung: GM I. Balinov
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Da5 Typisch für Eva.
Sie spielt gern komplizierte, wenig analysierte Varianten. Die Hauptvarianten
sind 6...Se7 und 6...Dc7.
7.Ld2 Da4 Idee: schnelle Blockade auf a4. So spielte schon Portisch in
den 50-er Jahren.
8.Dg4 8.Db1 c4 (8...a6?! 9.Sf3 Se7 10.Db3 Dxb3 11.cxb3 und das
Läuferpaar garantiert Vorteil, Ljubojevic-Kavalek Montreal 1979.) 9.Sf3 (9.h4
Sc6 10.h5 h6 11.Se2 Sge7 12.Dc1 Ld7 13.g3 0–0–0 14.Lh3 Kb8 15.Le3 Ka8 16.Dd2
Tc8 17.g4 Sb8 18.Sg3 Tc6 19.0–0 Tb6 20.f4 g6 mit kompliziertem Spiel,
Nijboer-Nikolic ,NLD-ch Rotterdam 1997.) 9...Sc6 10.g3 Sge7 11.h4 Ld7 12.h5
h6 13.Lh3 0–0–0 14.0–0 Tdf8 15.Te1 g6 16.Dc1 Sg8 17.Dd1 Sce7 18.Tb1 Kb8
19.Tb4 Dc6 20.De2 Te8 21.Sh2 Sf5 22.Teb1 mit Vorteil für Weiß, Watson-Kosten,
London 1990.
8...Kf8 Selten gespielt. Eva will nicht mit 9...g6 die schwarzen Felder
schwächen, dafür opfert sie die Rochade. 8...g6 9.Dd1 cxd4 (9...b6 10.h4
La6 11.Lxa6 Sxa6 12.h5 cxd4 13.hxg6 fxg6 14.Th4 Se7 15.cxd4 Tc8 16.c3 Sc5 17.Th3
Dxd1+ 18.Txd1 Sa4 19.Se2 h5 und Schwarz steht besser, David-Psakhis, Bayern
ch.1999.) 10.Tb1! d3 11.Lxd3 Dxa3 12.Sf3 Dc5 13.h4 h6 14.0–0 Sd7 15.Te1 a6
16.c4 dxc4 17.Le4 mit Kompensation, Anand-Nikolic, WM K.O. 1997.
9.Dd1 Die Dame hat ihre Aufgabe erfüllt und kehrt auf ihr Ausgangsfeld
zurück.
9...b6 10.h4 Sc6 In den 70-er Jahren war Hook ein großer Verfechter
dieser Variante. Berühmt wurde die Partie: 10...Se7 11.h5 h6 12.Th4 La6 13.Lxa6
Sxa6 14.Tf4 Dd7 15.Df3 Sc6 16.Sh3 Tc8 17.g4 mit Initiative, Fischer-Hook, Siegen
Ol.1970.
11.Sf3 Gleich 11.h5 wäre konsequenter.
11...La6 12.h5 Nach 12.Lxa6 Dxa6 13.a4 ist die Blockade auf a4 weg, aber
der weiße König bleibt in der Mitte (das Endspiel nach De2 ist problemlos
für Schwarz).
12...Lxf1 13.Kxf1 h6 14.Th4 Sge7 15.Tf4 In Vergleich mit der
Fischer-Partie steht der Springer auf f3 ungünstig und behindert die eigene
Dame für Dd1–f3.
15...cxd4 16.cxd4 Kg8 17.Kg1 Tc8 18.Db1 Sf5 19.c3 19.Db3 verspricht auch
keinen Ausgleich: 19...Dxb3 20.cxb3 g5! 21.hxg6 fxg6 22.Tc1 (22.g4 g5 23.Txf5
exf5 24.gxf5 g4) 22...Kf7 23.Kf1 g5 24.Tg4 Sce7 25.Ke2 Txc1 26.Lxc1 Tc8 mit
Vorteil.
19...Sa5 20.g4 Se7 21.Db4 Dxb4 Der Damentausch ist nicht das Stärkste.
Besser war 21...Dd7 mit Übergewicht.
22.axb4 Sac6 23.Sh4
Einzig richtig wäre hier 23.b5 Sa5 24.Kf1 Tc7 25.Ke2 g5 26.hxg6 Sxg6 27.Tf6
Sc4 28.Lc1 h5 29.gxh5 Txh5 30.Sd2 mit Gleichgewicht.
23...a5 Natürlich!
24.bxa5 Sxa5 24...bxa5 ist natürlicher und stärker.
25.Lc1? Stellt glatt einen Bauern ein. 25.Le1 hätte nochmals Ausgleich
gebracht.
25...Sb3 26.Tb1 Txc3 27.Le3 Sc6 28.Tb2 Sca5 29.Ld2 Sxd2 30.Txd2 Tc7 31.Td3
Sc4 Schwarz hat schon ein technisch gewonnenes Endspiel.
32.Sg6? Der junge Holländer veropfert sich, offensichtlich schon in
Zeitnot. Es wurde mit neuer Zeitkontrolle gespielt: 90 Minuten für die Partie
plus 30 Sekunden Bonus pro Zug.
32...fxg6 33.hxg6 h5 34.g5 34.Tdf3 Tc8
34...h4 35.Tdf3 Tc8 36.Kh2 Th5 37.Tg4 b5 38.Tf7 Tb8 39.f4 Se3 40.Tg1 h3
41.Te7 Th4 42.Txe6 Txf4 43.Kxh3 b4 44.Tb1 b3 45.Tb2 0–1
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog