Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 2189 vom 12.04.2002, Kategorie Kolumne
Wien: U16/U18 Staatsmeisterschaften
In der Karwoche fanden die U16/U18
Jugend-Staatsmeisterschaften in den traumhaften Räumlichkeiten des Schlosses
Wilhelminenberg (mit herrlichem Wien-Blick) statt.
Bei den Mädchen gab es klare Favoritensiege. Im Bewerb U18
siegte Anna-Christina Kopinits (Wien/Ottakring) mit 100% und in U16 Elisabeth
Klinkan (Steiermark/FC Donald St. Ruprecht) mit 6½ aus 7.
Spannender ging es bei den Burschen U18 zu, wo mehrere
Spieler Titel-Chancen hatten. Mit einem Sieg in der letzten Runde (unsere
heutige Partie) über seinen direkten Konkurrenten Anatol Vitouch (Wien)
sicherte sich dann aber der elomäßig stärkere Bernd Wolfram (NÖ/SV Stockerau
bzw. Ottakring) mit 5½ Punkten verdient den Titel. Im Bewerb U16 setzte sich
der kämpferische Steirer Marco Dietmayer-Kraeutler (Steiermark/SG Phoenix
Mürz-Kindberg) durch.
Endstände:
Die
vollständigen Tabellen, Partien und Fotos finden Sie in unserer Rubrik
"Österreich"
Weiß: Wolfram Bernd (2159)
Schwarz: Vitouch Anatol (2085)
U18 Staatsmeisterschaft, Wien [B44]
Anmerkung: GM I. Balinov
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sb5 d6 6.c4 Der
gute "Igel", sehr aktuell in den 70ern und der ersten Hälfte der
80er. Zuletzt populärer war die Variante 6.Lf4 e5 7.Le3 a6 8.S5c3 Sf6 9.Lg5 Le7
10.Lxf6 Lxf6 11.Sd2 Le6 12.Sc4 Sd4 13.Ld3 Tc8 14.Se3 Db6 15.Tb1 Lg5 16.Scd5 Da5+
17.c3 Lxe3 18.Sxe3 Sc6 19.Lc4 0-0 20.0-0 mit Vorteil Weiß, Leko -Al Modiakhi,
Dubai 2002.
6...Sf6 7.S1c3 a6 8.Sa3 Le7 9.Le2 0-0 10.0-0 b6 11.f4 Der
Zug ist sehr verpflichtend. Bevorzugt wird 11.Le3 Lb7 12.Db3 (oder 12.f3 mit
Idee Dd1-e1-f2 nebst Tf1-d1 und Le2-f1.) 12...Sd7
11...Dc7 12.Le3 Lb7 13.Lf3 Tac8 14.Tc1 Sb8 15.De2 Sbd7 16.Kh1.
Auf 16.g4 könnte Sc5 17.Dg2 d5 18.e5 Sfe4 19.cxd5 exd5 20.b4 Sxc3 21.Txc3 d4
22.Lxd4 Dd7 23.Sc2 Lxf3 24.Tcxf3 Se6 25.Le3 f5 mit gewisser Kompensation für
den schwarzen Minusbauern folgen, Tseshkovsky-Kasparov, Minsk 1979.
16...Db8 17.Sc2 Tfe8 18.Ld4 Weiß verwechselt hier die
Pläne. Die Idee e4-e5, typisch für Scheveningen, wird mit der Schwäche auf
c4, dem Springer auf c2 und dem Läufer auf f3 statt auf d3 kaum funktionieren.
18...e5 18...Lf8 wäre elastischer. Wenn jetzt 19.e5 (19.Se3
verliert nach 19...e5 eine Figur), dann 19...Lxf3 20.Txf3 dxe5 21.fxe5 und
21...Sg4 mit Vorteil Schwarz.
19.fxe5 Sxe5 19...dxe5 führt zu einem dynamischen
Gleichgewicht.
20.Se3 Ld8 21.Scd5 Lxd5 22.exd5 b5 Die richtige Idee. Auf
22...g6 folgt 23.b4 mit Idee c4-c5. 23...Sfd7 24.Lg4 f5 ist wegen 25.Sxf5 gxf5
26.Lxf5 nicht gut. Weiß hat entscheidenden Angriff.
23.cxb5 Txc1 24.Txc1 axb5 24...Lb6 sieht verlockend aus,
man muss aber alles genau berechnen: 25.Lxb6 Dxb6 26.bxa6 Sxf3 27.gxf3 Dxe3 (27...Sxd5
28.Sxd5 Txe2 29.Tc8+; 27...Txe3 28.Tc8+ Se8 29.Txe8+) 28.Dxe3 Txe3 29.Tc8+
Te8 30.Txe8+ Sxe8 und der schwarze Springer verliert gegen die Bauern: 31.a7 Sc7
32.b4 Kf8 33.b5 Sa8 34.a4 Ke7 35.a5 Kd7 36.b6 Kc8 37.Kg2 Kb7 38.Kg3 Ka6 39.Kg4
Kb7 40.Kg5 Kc8 41.h4 Kb7 42.h5 h6+ 43.Kg4 Kc8 44.f4 Kb7 45.f5 f6 46.Kf4 Ka6
47.Ke4 Kb7 48.Kd4 Kc8 49.Kc4 Kb7 50.Kb5.
25.Sc2 Sc4. Genauer war 25...b4 mit Idee
Ld8-b6 oder b4-b3. 26.b3 Lb6
26.Dd3 Sd7 27.Le4 g6 28.Sb4 Sde5? Richtig war 28...Sc5!
und das Endspiel ist nach 29.Lxc5 dxc5 30.Sc6 Df4 31.Tf1 Dxe4 32.Dxe4 Txe4
33.Sxd8 klar vorteilhaft für Schwarz. 33...Te2 34.Sxf7 (34.b3 Sd6) 34...Txb2
29.Dg3 Lb6 30.Lc3 Le3 30...Da7 verdient Beachtung.
31.Tc2 Db6 32.b3 Sa3 Die Alternative 32...Sa5 ist
natürlicher: 33.Sd3 Ld4 34.Lb4 mit Ausgleich.
33.Te2 Ld4 34.Sc6? 34.Ld2 Der Läufertausch muss
vermieden werden.
34...Sxc6? Jetzt greift Schwarz daneben und schlägt die
falsche Figur. Nach 34...Lxc3 35.Dxc3 Sg4! hätte Schwarz hingegen klaren
positionellen Vorteil mit taktischen Drohungen durch Sf2+ erlangt. So aber
bekommt Weiß einen starken Freibauern.
35.dxc6 Lxc3 36.Dxc3 d5 37.Lf3 Txe2 38.Lxe2 b4 39.Dc1 Dc7
40.Ld3 Weiß steht auf Gewinn. Der Springer auf a3 ist im Abseits. Es droht
einfach Dc1-c5-b4.
40...Kg7 41.Dc5! De5 Die letzte Chance?!
42.c7 De1+ 43.Dg1 Dc3
44.Lc4! Doch keine ! 1-0
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog