Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 2136 vom 15.02.2002, Kategorie Kolumne
5 GM's punktegleich in Moskau
6½ Punkte aus 9 Runden reichten beim außergewöhnlich stark
besetzten Aeroflot-Open in Moskau, das vom 4. bis 11. Februar ausgetragen wurde,
für den geteilten ersten Platz. Mit Ausnahme von Grischuk schaffte allerdings
keiner der Top-Elofavoriten (Smirin, Van Wely, Dreev, Akopian) den Sprung aufs
Siegerpodest, sondern Spieler aus der "zweiten" Reihe:
Endstand (131 Teilnehmer):
Das B-Turnier (138 Teilnehmer und mit einem Preisgeld von
10.000 $ dotiert) gewann überzeugend GM Kupreichik (BLR) mit 7½ aus 9.
Die folgende Partie war eine wichtige Vorentscheidung:
Yemelin führte mit 5 Punkten aus 5 Partien.
Weiß: GM Yemelin V. (2522)
Schwarz: GM Kaidanov G. (2596)
Aeroflot Open Moskau, Jän. 2002 [C78]
Anmerkung: GM I. Balinov
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Lb7 7.Te1 Lc5 Die
Archangelsk-Variante ist seit ein paar Jahren top-aktuell.
8.c3 d6 9.d4 Lb6 10.Le3 10.Lg5 h6 11.Lh4 g5 12.Lg3 De7
10...0–0 11.Sbd2 h6 12.d5 Ein bisschen verfrüht.
Besser ist 12.h3 (gegen Sf6-g4). Die Hauptfortsetzung ist 12...Te8 (12...Tb8
ist die Idee von Beljavskij, wenn Weiß d4-d5 spielt kann Schwarz sich Lb6-e3
leisten. Z.B. 13.d5 Lxe3 14.dxc6 Lxd2 15.cxb7 Lxe1 und der Turm auf a8 hängt
nicht mehr.) 13.Lc2 (oder 13.d5 Se7 14.Lxb6 cxb6 wie in der Partie, nur
steht der Turm auf e8 schlechter als auf f8, wo er f7-f5 unterstützt) 13...exd4
14.cxd4 Sb4 15.Lb1 c5
12...Se7 13.Lxb6 cxb6 14.Sf1 Lc8 Ein guter Zug: der
Läufer wechselt auf die bessere Diagonale c8-h3 und macht die siebente Reihe
für den Turm a8 frei.
15.Lc2 Se8 Bereitet f7-f5 vor.
16.Se3 Ta7 17.Dd3 Weiß müsste am Damenflügel mit 17.a4
das Spiel suchen.
17...g6 18.Sd2 Weiß ist unentschlossen. Gut war 18.Sh4!
f5 19.exf5 gxf5 20.Tad1 mit Vorteil Weiß.
18...f5 19.exf5 Sonst folgt f5-f4 mit Raumgewinn und
Angriff.
19...gxf5 20.g3 Sg6 21.Sg2 Tg7 Schwarz hat schon die
Initiative
22.Kh1 Besser wäre auch an dieser Stelle, mit a4
Gegenspiel am Damenflügel zu erlangen.
22...Sf6 23.f4 Weiß will die schwarzen Bauern festlegen,
was normalerweise richtig ist. In diesem Fall sind aber die schwarzen Figuren
nach der Öffnung besser postiert. 23.a4 war immer noch möglich.
23...exf4 23...e4 bringt nichts. Nach 24.Dd4 gefolgt von
Sd2-f1–e3 hat Weiß die bessere Chancen.
24.Sxf4 Sxf4 25.gxf4 Sg4 26.Te2 Dh4 27.Dd4 Kh7 28.Tg1 Ungenau.
Interessant ist 28.Sf3 Dh3 29.Sg1 Dh4 30.Sf3 Dh3 31.Sg1 Dh5 (31...Dh4
Ausgleich) 32.Dxb6 Te8 33.Tg2 und Weiß steht etwas besser.
28...Tfg8 29.Tf1 29.Tgg2 wäre wegen 29...Dh3 (droht
Sg4-f2. 30.Dg1 Sf6 mit großen Problemen für Weiß) schlecht.
29...Te8 Ist auch ungenau. Stark wäre 29...Sf6 mit der
Idee Sf6-h5-g3. 30.Sf3 Dh3.
30.Tg2 Tge7 31.Tfg1 31.Sf3 Dh3 32.Sg1 Dh4 (32...Dh5
33.Tf3) 33.Tf3 (33.Sf3 Dh3 34.Sg1 mit Remis) 33...Te1 34.Tfg3 h5
35.Dxb6 T8e7 36.Ld3 und Weiß steht besser.
31...Te2 32.Sf1 32.Sf3 Dh3 (32...Txg2 ist schlechter.
33.Txg2 Dh3 34.Sg1 Dh4 35.Dxb6) 33.Dd3 Txg2 34.Txg2 Se3 35.Tg3 Df1+ 36.Dxf1
Sxf1 37.Tg1 Se3 38.Te1 Lb7 39.Lb3 Te7 40.Sd4 Sxd5 41.Txe7+ Sxe7+ 42.Kg1 Kg6 mit
einem Bauern mehr.
32...Txg2 33.Txg2 Te1 34.Kg1 34.Ld3 wie in der Partie.
34...Dh3
35.Dd2?? Grober Fehler in schwieriger Stellung. Der
einzige Zug ist 35.Ld3 35...Ld7 36.a3 Weiß ist fast im Zugzwang und steht nach
36...h5 37.Kh1 h4 38.Kg1 Df3 39.b3 Td1 40.Le2 Txd4 41.Lxf3 Txf4 42.Sd2 Le8 zwar
schlecht, kann aber noch kämpfen. 35...Se3 0–1
Nach dieser Niederlage verlor Yemelin auch die siebente
Partie gegen Shabalov und, dann wohl schon entnervt, auch die beiden letzten
Runden.
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog