Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 2100 vom 04.01.2002, Kategorie Kolumne
10. int. Donau Open in Aschach
Von Oktober bis Ende April befindet sich das
Einzel-Turnierschach in Österreich im Winterschlaf. Sieben Monate im Jahr gibt
es kein internationales Ereignis. Die einzigen Ausnahmen bilden das Donau Open
in Aschach (Oberösterreich) und das nur alle 2 Jahre stattfindende Turnier in
Lienz. Die 10. Jubiläumsausgabe fand vom 26. bis 31. Dezember mit mehr als 200
Teilnehmer, aufgeteilt auf 3 Gruppen entsprechend der Elozahl, statt.
Mit einem Sieg in der dritten Runde gegen die Nr. 2 im
Turnier IM Berkes (2541), gelang Georg Danner mit 3 aus 3 ein perfekter Start.
Dann kamen aber zwei Niederlagen hintereinander und die Chancen waren dahin.
Enttäuschend Eva Moser: nur 50 Prozent. Christian Weiss spielte auch unter
seinen Erwartungen: 16 Platz mit 4½ Punkten. Den verdienten Sieg erlangte nach
besserer Zweitwertung der Deutsche GM Henrik Teske, der über die ganze Distanz
führte. Bester Österreicher wurde, wo schon so oft, IM Niki Stanec als
Neunter.
Endstand nach 7 Runden:
Hier eine Kostprobe des Siegers:
Weiß: Obermayr (2207)
Schwarz: GM Teske (2407)
Donau Open Aschach, Dez. 2001 [A59]
Anmerkung: GM I. Balinov
1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 Das Wolga-Gambit ist eine ideale
Eröffnung für Open-Spezialisten: es wird auch mit Schwarz beinhart auf Gewinn
gespielt. Übrigens Topalov beweist die Korrektheit dieses Systems auf höchstem
Niveau.
4.cxb5 a6 5.bxa6 g6 6.Sc3 Lxa6 7.e4 Lxf1 8.Kxf1 d6 9.Sf3 Die
Variante 9.g3 gefolgt von Kg2, Sf3, h3, Te1 ist viel populärer.
9...Lg7 10.h3 0–0 11.Kg1 e6N Nach meiner Datenbank eine
Neuerung. Die bis jetzt gespielten Züge: 11....Sa6 und 11....Sbd7 versprechen
eine gute Partie für Schwarz. Z.B. 11...Sbd7 12.Kh2 Da5 13.Te1 Tfb8 14.Te2 Se8
15.Lg5 Lxc3 16.bxc3 f6 17.Ld2 Da4 18.Le1 Remis, Almasi-Delchev, CRO-chT 2000.;
11...Sa6 12.Kh2 Db6 13.Te1 Sd7 14.Te2 Sb4 15.Lg5 Tfe8 16.Dd2 Da6 17.Lh6 Lh8
18.Se1 Tab8 19.Td1 Dc4 20.a3 Sa2 21.Sxa2 Dxa2 22.Sd3 Se5 23.Sc1 Da1 Remis,
Nanashev-Ghaem Maghami, Asia-chT 1999.
12.dxe6 Sogar der ruhige Zug 12.Kh2 exd5 13.exd5 zeigt,
dass die schwarze Idee zweifelhaft ist: der Bauer d6 ist genauso schwach wie der
weiße auf d5.
12...fxe6 13.Db3 Das Endspiel ist nach 13.e5 dxe5 14.Dxd8
Txd8 15.Le3 (15.Sg5 Td6 16.Le3 Sa6 17.Kh2) 15...Sbd7 16.Sg5 auch
vorteilhaft für Weiß.
13...Sc6 13...d5 löst die Probleme auch nicht: 14.Lg5 c4
15.Dd1
14.Dxe6+ Kh8 15.Sg5 Ta7 16.Le3 Mit diesem natürlichen
Zug verliert Weiß die Initiative. Besser wäre 16.Sb5 Td7 (16...Sd4 17.Sxd4
cxd4 18.Db3 Da8 19.Dd3) 17.Lf4 Sd4 (17...h6 18.Lxd6 Txd6 19.Sxd6 hxg5
20.Sf7+ Txf7 21.Dxf7) 18.Sxd4 cxd4 19.Te1 mit klaren Vorteil für Weiß. (19.Db3
ist nicht so gut wegen 19...Sxe4 20.Se6 Sc5 21.Sxd8 Sxb3 22.axb3 Tdxd8 23.g3
Tfe8 mit Gegenspiel)
16...Te7 17.Db3 17.Dc4 Se5 18.De2 Da8 19.Dc2 h6 20.Sf3
Sxf3+ 21.gxf3 Sh5 mit Kompensation.
17...Sd4 18.Lxd4 18.Dd1 verdient auch Beachtung.
18...cxd4 19.Se2 Die passivste von drei Möglichkeiten.
19.Sd5 Te5 20.f4 Txg5 21.fxg5 Sxe4 22.h4 d3 23.Dxd3 Sf2 24.Dd2 Sxh1 25.Kxh1 Dd7
mit Gegenspiel.; 19.Sb5 Sxe4 20.Se6 Txe6 21.Dxe6 Sxf2 22.Sxd6 Sxh1 23.Kxh1 Dc7
24.Se8 Db7 25.Sxg7 Tf2 26.Tg1 Kxg7 27.De5+ Kg8 28.Dxd4 Txb2 29.a4 mit einem
Bauern mehr. Ob das zum Sieg reicht ist eine andere Geschichte.
19...Sxe4 20.Sxe4 20.Se6 führt zu einem schwierigen
Endspiel. 20...Txe6 21.Dxe6 Sxf2 22.Tf1 Sxh1 23.Txf8+ Dxf8 24.Kxh1 d3 25.Sg1
Lxb2
20...Txe4 21.Sg3 Tef4 22.f3? Schwächt entscheidend die
schwarzen Felder. Notwendig war 22.Tf1 mit kompliziertem Spiel.
22...Dg5 23.Se4? Die letzte Chance wäre 23.h4! Txh4 (Nach
23...Dxg3 24.Th3 Dxh3 25.gxh3 Txf3 sympathisiert man eher mit Schwarz.) 24.Txh4
Dxh4 25.Se4 Le5 26.Sf2! Lf4 und Schwarz hat starken Angriff, aber Weiß
"lebt" noch.
23...Txe4! 24.fxe4 d3! Der Gewinnzug!
25.Th2 Der Bauer ist natürlich tabu: 25.Dxd3 Dc5+ 26.Kh2
Le5+ 27.g3 Df2#
25...De3+ 26.Kh1 Le5 27.Td1 27.Dd1 verlängert nur das
Leiden: 27...d2 28.g3 Dxe4+ 29.Tg2 Tf2 30.Dg1 Lxg3 31.Td1 Df3 32.Tb1 Te2 33.Tf1
Lf2 34.Tfxf2 Txf2
27...Dg3 0–1
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog