Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 1890 vom 20.07.2001, Kategorie Kolumne
7 Co-Sieger in Oberwart !
Das Oberwarter Open endete mit 7 mal 7! Sieben Spieler erreichten den
erwünschten Score von 7 Punkten (aus neun Runden), anders ausgedrückt: +5 (die
Differenz zwischen Siegen und Niederlagen). Der glücklichste heißt aber GM
Eingorn, der die beste Zweitwertung hat. Der als Nummer 1 gesetzte Ukrainer ist
ständiger Gast bei den Opens in Oberwart und Graz und demonstriert stets
solides positionelles Spiel. Er verlor zwar (passiert ziemlich selten) in der
vierten Runde gegen GM Zelcic, kämpfte aber trotzdem kompromisslos um den
ersten Platz.
Eine starke Leistung zeigte wieder der 17 jährige Russe Dobrov, der heuer die letzte Runde (im Unterschied zum Vorjahr) gegen den als
Nummer 2 gesetzten GM Burmakin gewann und ebenfalls 7 Punkte erzielte.
Bester Österreicher wurde IM Christan Weiss mit 6 Punkten
auf Rang 18. Die positivste Überraschung lieferte aus österreichischer Sicht
aber die junge Eva Moser, die mit 6 Punkten eine Männer-IM-Norm und eine
Damen-GM-Norm erfüllte! Gratulation Eva!
Endstand nach 9 Runden:
Die komplette Rangliste finden Sie
in unserer Rubrik "Österreich"
Hier eine Kostprobe vom Turniersieger:
Weiß: GM Eingorn (2598)
Schwarz: GM Kupreichik (2443)
Oberwart open (3), Juli 2001
Anmerkung: GM I. Balinov
1.Sf3 d5 2.d4 c6 3.c4 Sf6 4.cxd5 Eine psychologische
Entscheidung. Bekannt ist, dass GM Kupreichik ein origineller Spieler mit
Vorliebe für komplizierte Stellungen ist. Die Abtauschvariante führt aber eher
zu ruhigem positionellem Spiel.
4...cxd5 5.Sc3 Sc6 6.Lf4 e6 Es war zu erwarten, dass der
Weißrusse zuerst von der völligen Symmetrie nach 6...Lf5 abweicht.
7.e3 Ld6 8.Ld3 Laut Statistik wird hier öfter mit 8.Lg3
bzw. 8.Lxd6 fortgesetzt. Ich finde aber die Idee in der Partie besser.
8...Lxf4 8...0–0 9.0–0 a6 10.Tc1 Te8 11.Lb1 e5
12.dxe5 Sxe5 13.Sxe5 Lxe5 14.Lxe5 Txe5 15.Dd4 Te8 16.Se2 Ld7 17.Tfd1 Lb5 18.Sf4
Lc6 19.a3 Dd6 20.h3 Tad8 und Weiß hat wegen des isolierten d5-Bauern
langfristigen Vorteil, Eingorn-Thorhallsson Cappelle op.1996.
9.exf4 Dd6 9...Ld7 10.a3 0–0 11.0–0 Se8 12.f5 Sd6
13.Dd2 Df6 14.fxe6 fxe6 15.Tae1 Df4 16.Te3 Dh6 17.Td1 mit Vorteil Weiß, Garcia
Palermo-Sorokin, Villa Gessel 1996.
10.Dd2 a6 11.0–0 b5? Ein Stoß ins Leere, der nur Zeit
kostet. b5-b4 ist keine wirkliche Drohung, weil nach Sc3-a4 der Punkt c5 schwach
wird.
12.Tfe1 0–0 13.Se5 Ld7 Nach 13...Sxd4 14.Lxh7+ Sxh7
15.Dxd4 dominiert Weiß über die schwarzen Felder und dem Läufer auf c8
bleiben wenig Perspektiven.
14.Tad1 Tfc8 15.Lb1 g6 16.Se2 Weiß konzentriert alle
Kräfte Richtung Königsflügel.
16...Le8 17.Sg3 Tc7 Besser wäre 17...Se7, was den
Diagrammzug erschwert hätte.
18.f5! Der Sturm auf den schwarzen König beginnt!
18...exf5 Natürlich nicht 18...gxf5 wegen 19.Dg5+
19.Lxf5 Td8 19...gxf5 verliert sofort nach 20.Dg5+ Kh8
21.Sxf5 Df8 22.Dxf6+; 19...Se7 war notwendig.
20.Lb1 Sd7?? Ein grober Fehler. Nach 20...Se7 wäre die
schwarze Stellung noch immer verteidigungsfähig.
21.Sf5 gxf5 Schon erzwungen. Alle anderen Züge verlieren
noch schneller. Z.B. 21...Df6 22.Sg4 Dh8 23.Df4 Tcc8 24.Sgh6+ Kf8 25.Dd6+;
21...Db4 22.Sxc6 Dxd2 23.Sfe7+ Kg7 24.Txd2
22.Sxc6 Ta8 Die einzige Fortsetzung, die nicht so rasch
verliert, war 22...Txc6 23.Dg5+ Dg6 24.Dxd8 Te6 25.Tc1
23.Se7+ Kh8 23...Kf8 24.Dg5 Se5 25.Dg8+ Kxe7 26.Txe5+ Kd7
27.Lxf5+ Kc6 28.Txe8 mit Mehrfigur für Weiß.
24.Dg5 24.Dg5 Sf6 25.Sxf5 Df8 26.Dxf6+ Kg8 27.Td3 und
Schwarz ist undeckbar matt. 1–0
GM Ilia Balinov / Heinz Herzog