Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 187 vom 14.02.1997, Kategorie Kolumne

Wijk aan Zee: Partiennachlese (14. Februar 1997)

Sieg und Niederlage für den Turniersieger

Wie wir kürzlich berichteten, gelang es dem Sankt Petersburger Großmeister Waleri Salo beim Hochofenturnier in Wijk aan Zee den Holländer Jeroen Piket, der das Turnier über weite Strecken beherrscht und ihm die einzige Niederlage zugefügt hatte, gewissermaßen noch auf der Ziellinie abzufangen und das Turnier als alleiniger Turniersieger zu beenden.

Weiß: GM W. Salow

Schwarz: GM I. Glek

Trompovsky [A46]

Anm. I. Balinov

1.d4 Sf6 2.Lg5 e6 3.Sf3 h6 4.Lh4 d6 5.h3 Le7 6.e3 Se4 7.Lxe7 Dxe7 8.Sbd2 Sxd2 9.Dxd2 0-0. Schwarz hat bequemen Ausgleich erlangt.

10.0-0-0.

10...e5?!.

Mit 10...b6 nebst Lb7 konnte der Nachziehende die folgenden positionellen Schwierigkeiten vermeiden.

11.dxe5 dxe5 12.Dc3 Sc6. Nicht aber 12...Te8? wegen 13.Sxe5 Dxe5 14.Dxe5 Txe5 15.Td8+ mit Gewinn.

13.Lb5 Te8 14.Td2?!. Etwas Vorteil versprach das energischere 14.Lxc6 bxc6 15.Td2 während an dieser Stelle 15.Dxc6 Tb8 dem Nachziehenden Gegenspiel versprochen hätte.

14...Sb4!. Hatte Salow diesen starken Zug, der dem Nachziehenden abermals gleiches Spiel gibt, übersehen?

15.Kb1 c6 16.a3 cxb5. Vermeidet die Falle 16...Sd5 17.Txd5 cxd5 18.Lxe8 Dxe8 19.Dxe5 und Weiß gewinnt.

17.Dxb4 Dxb4 18.axb4 f6. Das Spiel befindet sich nun vollends im Gleichgewicht.

19.Thd1 Le6 20.b3 Kf7 21.e4 Tac8. Verfehlt wäre 21...a5, denn nach 22.bxa5 Txa5 23.Td8 gelänge es Schwarz nicht, wie geplant, die Türme in der a-Linie zu verdoppeln.

22.Kb2 Tc7 23.Se1 Ke7 24.Sd3 g5?!. Richtig und notwendig war 24...Td7 oder 24...Td8 nebst Turmverdopplung.

25.h4! gxh4 26.Th1 h3 27.f4 Tg8! 28.gxh3. Diese weitere Ungenauigkeit verträgt die schwarze Stellung nicht mehr.

28...Td7?!. Besser war 28...exf4 obwohl der weiße Vorteil nach 29.Sxf4 ebenfalls außer Streit gestanden wäre.

29.fxe5 fxe5 30.Te2 Td4. Keine Hilfe versprach 30...Kd6 wegen 31.Td1 Ke7 32.Ta1 und Weiß gewinnt.

31.Sxe5 Txb4 32.Ta1! Tg3. Sofort verliert 32...a6? wegen 33.Kc3 und der Turm sitzt in der Falle.

33.Txa7 Kd6 34.Sd3 Txb3+ 35.cxb3 Txd3 36.b4. Schwarz konnt hier bereits aufgeben. Es folgte noch: 36...Tb3+ 37.Kc2 Txh3 38.Txb7 Lb3+ 39.Kd2 Lc4 40.Te3 Th2+ 41.Kc3 Th1 42.e5+ Kc6 43.Ta7 Tb1 44.Ta6+ Kb7 45.Txh6 und Schwarz strich die Segel.

Weiß: GM Piket

Schwarz: GM V. Salow

Damenindisch [E12]

Anm. I. Balinov

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.a3 La6 5.Dc2 Lb7 6.Sc3 c5 7.e4 cxd4 8.Sxd4 Lc5 9.Sb3 Sc6 10.Lf4. Offenbar eine Neuerung. Mit 10.Lg5 Le7!? 11.Td1 0-0 12.Le2 Db8!, und die Partie endete rasch remis, erreichte Piket gegen Timman, 1. Matchpartie 1995, nichts.

10...0-0. Aussichtsreicher erscheint 10...e5!? 11.Lg5 Sd4 12.Sxd4 Lxd4 13.Sd5 Lxd5 14.cxd5 (14.exd5 h6) 14...Tc8 15.Dd2 h6 16.Lh4.

11.Sxc5 bxc5 12.Ld6 Sd4 13.Dd3 e5. Ein positionelles Qualitätsoper, das agesichts der möglichen Fortsetzung 13...Te8 allerdings erzwungen erscheint.

14.Lxc5 Te8 15.Lxd4 exd4 16.Dxd4 Sxe4 17.0-0-0 Sxc3 18.Dxc3 Tc8. Hartnäckigeren Widerstand leistete 18...Le4 und falls 19.Ld3 Lxd3 20.Dxd3, so 20...Dg5+ 21.Kb1 Dxg2 22.Dxd7 Dxf2, obwohl nach 23.Tdf1 ebenfalls nicht am weißen Vorteil zu rütteln gewesen wäre.

19.Kb1 a5 20.f3 Lc6 21.Ld3 Dg5 22.h4 Dc5 23.The1 a4 24.Txe8+ Txe8 25.Te1 Txe1+ 26.Dxe1 g6 27.De2 Dd4 28.Le4. Erwzingt die Abwicklung in ein Damenendspiel, in dem sich die Bauernschwäche "a4" als letal erweist. 28...Lxe4+ 29.fxe4 Kg7 30.Dc2 Kf6 31.Ka2 h5 32.Dxa4 Dxe4 33.g3 g5 34.Da6+ Ke7 35.hxg5 De5

X

36.Df6+. Am einfachsten.

Das Bauernendspiel ist leicht gewonnen: 36...Dxf6 37.gxf6+ Kxf6 38.Kb3 Ke5 39.Kc3 f5 40.a4 f4 41.gxf4+ Schwarz gibt auf.


Super-GM-Turnier in Linares:

Glänzender Start für Judit Polgar

Zwar übernahm der spielerisch glänzend aufgelegte PCA-Weltmeister Garri Kasparow nach der bislang einzigen Niederlage von Judit die alleinige Führung, doch bis dahin hatte die junge Ungarin ihren männlichen Kollegen mit 4½ aus 6 glat die Schau gestohlen.

Weiß: GM J. Polgar

Schwarz: GM P. Nikolic

Französisch [C18]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 Se7 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 c5 7.Dg4 Kf8 8.Ld2 Dc7 9.Tc1 Da5 10.h4!? Dxa3 11.h5 h6 12.Th3 c4 13.Tf3 Sbc6 14.Tf4 b5 15.Df3 Sd8 16.g4 Ke8 17.Sh3 Tb8 18.g5 Sf5 19.Lg2 a5 20.gxh6 Sxh6. Falls 20...gxh6, so 21.Txf5 exf5 22.Sf4 und Weiß verfügt über eine gefährliche Initiative.

21.Dg3 Kf8. Auch nach 21...Sf5 22.Txf5 exf5 23.Dxg7 Txh5 24.Sf4 bleibt Weiß am Drücker.

22.Tf3 Sc6 23.Sg5 Tb7 24.Lh3 Sd8 25.Dg1 Sg8 26.Lg4 Db2 27.Sh3 b4 28.Sf4 Se7 29.Lh3 b3. Oder 29...bxc3 30.Txc3 Sdc6 31.Se2.

30.Ke2 a4 31.Sg6+ Sxg6 32.Dxg6 Da3!. Die einzige Verteidigung. So verliert 32...Kg8 33.Dg5 Sc6 34.Tg1 Th7 35.h6 Dxc2 36.Df6! g6 37.Lf5 exf5 38.Dxc6 rasch.

33.h6 Txh6!. Auf 33...gxh6 entscheidet 34.Df6.

34.Lxh6 gxh6 35.Df6 Ke8 36.Tg1 Df8 37.cxb3 cxb3 38.Kd2 b2 39.Kc2 a3 40.Kb1 a2+??. Der entscheidende Fehler. Notwendig war 40...Tb3 mit der Idee 41...a2 42.Kxa2, oder vielleicht noch stärker; 40...Tb6! nebst La6. 41.Kxa2 Ta7+ 42.Kxb2 Da3+ 43.Kc2 Da2+ 44.Kd3 Dc4+. Nun kommt 44...La6+ wegen 45.Ke3 De2+ 46.Kf4 bereits zu spät.

45.Ke3 Dxc3+ 46.Kf4 Dxd4+ 47.Kg3 Te7?. Unbedingt zu versuchen war 47...Ta1!.

48.Lf1! Db2 49.Ld3 Sc6 50.Te3 d4?!. Etwas besser war 50...Kd7.

51.Tf3 Db8 52.Te1 Kd7 53.Kh3 Db4 54.Tc1 Da4 55.Le4 Lb7 56.Td3 Da7 57.Tc4 Da1 58.Lxc6+ Lxc6 59.Tdxd4+ und Schwarz gab auf.