Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 1409 vom 07.07.2000, Kategorie Kolumne
Entscheidung im Frankfurter Masters
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Bereits in der 2. Runde des Frankfurter Masters stand die Entscheidungspartie
zwischen den beiden Favoriten Iwantschuk gegen Adams an. Nach scharfem
Partieverlauf griff der bekannt nervenschwache Ukrainer in etwas schlechterer,
aber dennoch remisverdächtiger Stellung daneben und mußte sich alsbald
geschlagen geben. Adams qualifizierte sich damit für das Frankfurter Giants
2001.
Foto: GM M. Adams
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Weiß: GM W. Iwantschuk (UKR/2709)
Schwarz: GM M. Adams (ENG/2715)
Schottisch [C45]
Anm.: GM I. Balinov
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. d4 exd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sxc6 bxc6 6. e5 De7 7. De2 Sd5
8. c4 Sb6. Häufig gespielt wird auch 8. ... La6.
9. Sd2. Kasparow überrascgte gegen Adams und Timman mit 9. Sc3.
9. ... Lb7 10. b3 g6. Gegen Chandler, Hastings 1991/92 erzielte Adams mit
10. ... 0–0–0 11. Lb2 c5 12. 0–0–0 d6 13. exd6 Dxd6 14. Dg4+ Kb8 15. Le2
h5 16. Df5 Dh6 17. Lf3 Lc8 18. De4 f5 19. De3 g5 20. De5 Ld6 21. Df6 g4 22. Le2
Df4 völlig gleiches Spiel.
11. Lb2 Lg7 12. 0–0–0 0–0–0 13. f4 c5. 13. ... d6 überließe
Weiß nach 14. g3 The8 15. Lh3+ Kb8 16. The1 dxe5 17. fxe5 das etwas bessere
Spie l (17. Lxe5? verbot sich selbstredend wegen 17. ... f6).
14. Se4 d6. Nach 14. ... The8 15. De3 Lxe4 (15. ... d6 16. Dh3+ Kb8 17.
Sf6 Lxf6 18. exf6 De4 19. Dg3 h5 20. Tg1 De3+ 21. Dxe3 Txe3 22. Ld3 Tde8 23. Kd2
Sd7 24. g3²) 16. Dxe4 f6 17. f5 fxe5 18. fxg6 Dg5+ 19. Kb1 Dxg6 20. Ld3 Dxe4
21. Lxe4 h6 22. g4 hat Weiß dank des Läuferpaares Kompensation für den
Minusbauern.
15. Dg4+. 15. Sf6 Lxf6 16. Dg4+ Dd7 17. Dxd7+ Sxd7 18. exf6 The8 19. Tg1
Te6 20. g3 Tde8 wäre eher für Schwarz günstig.
15. ... Kb8 16. Dg5 Df8. Den Vorzug verdiente 16. ... Tde8!? 17. Sf6
(Keineswegs besser ist 17. Dxe7 Txe7 18. Sf6 Lxf6 19. exf6 Te6 20. Tg1 The8 21.
Ld3 Le4) 17. ... Lxf6 18. exf6 De3+ 19. Kb1 Le4+ 20. Ka1 Lc2 21. Tc1 h6 22. Dg3
Lf5.
17. Sf6 dxe5. Besser als 17. ... d5 18. cxd5 h6 19. Dg3 Lxf6 20. exf6
Sxd5 21. Lc4 Dd6 22. Td2 Dxf4 23. Thd1 Dxg3 24. hxg3 c6 25. La3 und Schwarz hat
es nicht leicht Ausgleich zu erzielen.
18. Le2. Ein böser Reinfall wäre 18. Txd8+? Dxd8 19. fxe5 h5!.
18. ... Td6. Zu erwägen war auch 18. ... exf4 19. Txd8+ Dxd8 20. Td1 Df8
21. Lf3 Lxf3 22. gxf3 Dc8 23. Dxf4 Td8.
19. Lxe5 h6 20. Dh4. Nicht 20. Lxd6 wegen 20. ... cxd6 21. Dh4 De7 und
Weiß verliert ersatzlos eine Figur.
20. ... Ka8!?. Schwarz spielt auf Biegen oder Brechen. Bequem remis
machte 20. ... Te6 21. Sh7 (Günstig für Schwarz war 21. Sd7+ Sxd7 22. Txd7
Lxe5 23. fxe5 Dg7! 24. Lg4 Txe5) 21. ... Dg8 22. Sf6 Lxf6 23. Lxf6 g5 24. fxg5
Txe2 25. Td8+ Dxd8 26. Lxd8 Txd8 27. gxh6 Tdd2 28. h7 Tc2+ 29. Kd1 Tcd2+.
21. Sd5. Interessant war 21. Lxd6 cxd6 und nun 22. Sg4 (Nach 22. Sd5 Lxd5
23. cxd5 c4 24. bxc4 Sa4 erlangt Schwarz gute Angriffschancen, z.B. 25. Td2 Db8
26. Dg3 Lc3 27. Tc2 Db4 nebst 28. ... Tb8.) 22. ... f5 23. Se3 g5 24. fxg5 hxg5
25. Dxg5 Lh6 26. Dg3 De7 27. Td3 Te8 mit etwas besserem Spiel für Weiß..
21. ... Sxd5 22. cxd5 g5. Keinen Vorteil verspricht 22. ... Lxe5 23. fxe5
Txd5 24. Txd5 Lxd5 25. Lf3 Lxf3 26. gxf3 Dd8 27. De4+ Kb8 28. Td1.
23. Dg3. Vorteilhaft für Schwarz ist 23. Lxd6 Dxd6 24. Df2 (Rasch
verliert 24. fxg5 De5) 24. ... Df6 25. Ld3 Da1+ 26. Lb1 Lc8 27. Td2 Lf5 28. Tc2
Ld4.
23. ... Tg8 24. f5. Nach 24. Lxd6 cxd6 25. fxg5 hxg5 26. Thf1 f5 findet
Schwarz in der geschwächten Diagonale a1–h8 ausreichendes Gegenspiel.; aber
auch nach 24. Lc4 gxf4 25. Lxd6 (Gut für Schwarz ist auch 25. Dxf4 Lxe5 26.
Dxe5 Txg2) 25. ... Dxd6 26. Df3 Df6; oder 24. Lf3 c4 25. Lxd6 Dxd6 26. fxg5 Da3+
27. Kd2 Dxa2+ hat Schwarz für die geopferte Qualität zumindest ausreichendes
Gegenspiel.
24. ... Lxe5 25. Dxe5 De8 26. Dxe8+ Txe8. Nach Abwicklung ins
Turmendspiel steht Schwarz gerade um eine Nuance besser.
27. Lh5 Te5 28. Lxf7 Txf5 29. Thf1. Nach 29. Le6 Tf2 30. Thf1 Txf1 31.
Txf1 Lxd5 32. Lxd5+ Txd5³ ist das schwarze Spiel ebenfalls etwas vorzuziehen.
Zu beachten war jedoch 30. Td2!?.
29. ... Txf1 30. Txf1 Lxd5 31. Lxd5+ Txd5 32. Tf6 h5 33. g3 g4 34. Tf4 Kb7
35. h3??. Dies verliert zwingend. Nach 35. Kc2 Kb6 36. Kc3 wäre die
Partie für Schwarz nur schwer, wenn überhaupt, zu gewinnen gewesen.
35. ... Td4! 36. Tf2. Ebenso verliert 36. hxg4 Txf4 37. gxf4 h4; oder 36.
Tf5 h4 37. gxh4 gxh3. 36. ... h4! 37. hxg4 hxg3 38. Tg2 Txg4 39. Kd2 Kc6 40.
Ke3 Kb5 41. Kf3 Tg8 42. a3 a5 43. Kf4 a4 44. bxa4+ Kxa4 und Weiß gab auf.
ÖM Lothar Karrer